Verhandelt wird der Fall des fünf Jahre alten Buben vor der Jugendkammer des Regensburger Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern versuchten Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit Misshandlung eines Schutzbefohlenen durch Unterlassung sowie schwere Körperverletzung durch Unterlassung vor.
Tat war wohl Unfall
Die heute 37 Jahre alte Mutter soll im Herbst vergangenen Jahres im Garten Gegenstände mit Benzin überschüttet und angezündet haben, die ihr Mann gestohlen haben soll. Währenddessen spielten ihre Kinder im Garten. Das brennende Benzin erwischte auch den fünf Jahre alten Sohn und verletzte ihn schwer. Laut Staatsanwaltschaft erstickte die Mutter die Flammen am Körper ihres Kindes mit einer Jacke. Die Wunden kühlte sie mit kaltem Wasser. Der Bub erlitt Brandverletzungen zweiten und dritten Grades. Mehr als 15 Prozent seines Körpers verbrannten.
Knackpunkt: Kind trotz schwerer Verletzungen nicht beim Arzt
Allein um diese schweren Brandverletzungen geht es der Anklage aber nicht. Der Knackpunkt ist das weitere Handeln der Eltern, beziehungsweise das Nicht-Handeln. Sie brachten ihren Sohn trotz seiner extrem schweren Brandverletzungen tagelang nicht zum Arzt, obwohl sich sein Gesundheitszustand von Tag zu Tag verschlechterte. Er muss gelitten, geschrien und geweint haben. Stattdessen hätten sich laut Anklage die Eltern nur um ihre Beziehung gekümmert und im Netz nach neuen Sexualpartnern gesucht.
Aufmerksame Tankstellenpächterin rief Polizei
Erst eine Tankstellenpächterin bemerkte das verletzte Kind im Fahrzeug der Eltern und verständigte die Polizei. Der Bub wurde daraufhin aus der Familie genommen und in eine Spezialklinik gebracht, wo er mehrfach operiert wurde. Weitere OPs stehen ihm noch bevor. Die Mutter soll der Tankstellenpächterin später mit Mord gedroht haben. Heute lebt das Kind mit seinen vier Geschwistern in einer betreuten Wohngruppe. Die Mutter wurde nach der Verhaftung vor einem Jahr in eine geschlossene Psychiatrie gebracht, der Vater sitzt in U-Haft.