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Instrumente zur Beschneidung von Frauen in Kenia

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Nürnberger Südklinikum: Mehr genitalverstümmelte Patientinnen

Die Geburtsklinik im Nürnberger Südklinikum behandelt mehr genitalverstümmelte Patientinnen. Bei der Geburt kommt es zu Komplikationen. Die Klinik stellt sich medizinisch und psychologisch darauf ein.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Die Geburtsklinik im Nürnberger Südklinikum rechnet mit einem Anstieg von genitalverstümmelten Patientinnen. Deshalb hat die Klinik ein umfangreiches medizinisches und psychologisches Angebot geschaffen, erklärt Oberärztin Angela Wohlfarth. Im Jahr 2017 behandelte die Klinik 20 beschnittene Frauen aus Äthiopien, Somalia, Eritrea und dem Sudan. Das sind mehr als in den vier vorhergehenden Jahren insgesamt. Die Hälfte der Frauen wies eine Genitalverstümmelung höchsten Grades auf, so die Oberärztin.

Scheide fast zugenäht

Dadurch ergeben sich bei Schwangerschaft und Geburt zusätzliche Probleme. Bei einer schweren Beschneidung werden die Klitoris samt äußerer Schamlippen entfernt und zusätzlich die Scheide bis auf eine kleine Öffnung zugenäht. Eine vaginale Geburt ist damit extrem schmerzhaft für die Frauen. Außerdem kann das Kind bei der Geburt lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel erleiden. Deshalb kommt entweder ein Kaiserschnitt oder eine Operation vor der Geburt infrage.

"Verstümmelung" oder "Beschneidung"

Die Chefärztin der Geburtsabteilung im Nürnberger Klinikum Cosima Brucker erlebt die betroffenen Frauen jedoch nicht unbedingt in einer Opferrolle, erklärte sie. Die teils erheblichen Spätfolgen ihrer Beschneidung trügen die Patientinnen durchaus mit Würde. Außerdem gelte in Afrika ein gänzlich anderes Schönheitsideal, auch im Intimbereich. Die Betroffenen bezeichneten sich deshalb nicht als verstümmelt, sondern als beschnitten, so die Chefärztin.

Frauen aus Afrika betroffen

Als Grund für die steigenden Fallzahlen in Nürnberg nennt das Klinikum die zunehmende Migration. Der Anstieg sei jedoch nicht alarmierend, betont Cosima Brucker. "Wir haben über 3.300 Geburten jährlich und davon im letzten Jahr 20 beschnittene Frauen, das sind keine riesigen Zahlen. Trotzdem ist es für uns ein klarer Anstoß gewesen, an unserer Klinik ein systematisches Vorgehen zu etablieren, so dass für alle 30 Ärzte und Hebammen, die hier beschäftigt sind, klar ist, wie wir strukturiert mit den Frauen arbeiten und was wir ihnen anbieten."