"Ich bin jetzt Erzbischof außer Dienst. Aber zu Diensten": So lauten die Worte des inzwischen emeritierten Erzbischofs von Bamberg, Ludwig Schick. Nach seinem überraschenden Rücktritt hat sich der 73-Jährige erstmals im Gottesdienst an die Menschen im Erzbistum gewandt. An den neuen Status müsse er sich allerdings noch gewöhnen. "Wir Franken sagen: Das wird schon. Wir werden uns in die neuen Rollen und Beziehungen hineinleben." Während Schick seiner neuen Rolle positiv entgegenblickt, beginnt im Erzbistum die Suche nach einem Nachfolger.
Papst wählt Erzbischof-Nachfolger aus geheimen Listen
Wie der Pressesprecher des Erzbistums Bamberg, Harry Luck, dem BR bestätigte, ist "jetzt die Zeit der Sedisvakanz eingetreten". Das Domkapitel werde zeitnah zusammentreten und einen Administratoren wählen, der so lange das Bistum leiten wird, bis der Papst einen Nachfolger benannt hat. "Das wiederum kann erfahrungsgemäß mehrere Monate dauern", so Luck.
Die Entscheidung, wer neuer Erzbischof von Bamberg wird, liegt dabei nicht – wie sonst so vieles in der katholischen Kirche – ganz alleine beim Papst, obwohl der natürlich das letzte Wort hat. Im bayerischen Konkordat, dem Staatskirchenvertrag zwischen dem Heiligem Stuhl und dem Freistaat aus dem Jahr 1924, heißt es: "In der Ernennung der Erzbischöfe und Bischöfe hat der Heilige Stuhl volle Freiheit." Aber der im vergangenen Jahr 85 Jahre alt gewordene Papst Franziskus bekommt Entscheidungshilfen: Das Domkapitel und die Bischöfe der Nachbarbistümer erstellen Listen mit Personen, die für das Bischofsamt geeignet sind. "Diese Listen werden regelmäßig erstellt und sind geheim. Aus diesen Listen kann der Papst frei entscheiden, wen er zum neuen Erzbischof von Bamberg ernennen möchte", so Luck.
Wer folgt auf Ludwig Schick? "Pool an Kandidaten ist eingeschränkt"
Wer Schicks Nachfolge antreten wird, sei "schwer zu sagen", sagte unterdessen Kirchenrechtler Thomas Schüller. Der neue katholische Erzbischof von Bamberg braucht seiner Einschätzung nach auf jeden Fall gute Nerven. "Sicherlich wird man jemand suchen, der angesichts der heftigen Polarisierungen in der deutschen Kirche die Gabe des Zusammenbringens hat, einen moderaten und erfahrenen Mann mit guten Nerven", so Schüller gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Leider ist der Pool geeigneter Kandidaten durch den eklatanten Priestermangel sehr eingeschränkt."
"Wir sind Kirche" fordert Strukturreform
Konkrete Forderungen an den neuen Erzbischof von Bamberg hat auch Magnus Lux. Er ist Sprecher der katholischen Reforminitiative "Wir sind Kirche" und verlangt eine Strukturreform. Ein Erzbischof müsse ein offenes Ohr für die Menschen haben und versuchen, das, was sie betrifft, auch umzusetzen.
"Man kann nicht einfach vom hohen Ross herunterdirigieren und sagen: 'Das habt ihr gefälligst zu glauben.' Glaubensgehorsam bedeutet nicht, dass ich dem Bischof gehorsam bin, sondern dass ich dem Glauben an Jesus Christus gehorsam bin." Magnus Lux, katholische Reforminitiative "Wir sind Kirche"
Lux betonte auch , dass das Wort "Hierarchie" im ganzen Neuen Testament nicht vorkomme und forderte daher Mitsprache, Mitentscheidung und gleiche Rechte in allen Belangen, die die Kirche betrifft. "All das, was Ludwig Schick in seinem Leben verwirklichen wollte, wäre notwendig."
Unterdessen hat die katholische Jugend im Erzbistum Bamberg verlangt, dass nicht nur Priester über die mögliche Nachfolge des zurückgetretenen Erzbischofs entscheiden. Außer den Mitgliedern des Domkapitels sollten auch Laien mit am Tisch sitzen, wenn die Liste mit Kandidaten erstellt werde.
Erzbistum Bamberg: Rücktritt erfolgt altersbedingt
Wie an Allerheiligen bekannt geworden war, hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des 73 Jahre alten Erzbischofs nach 20 Jahren im Amt angenommen. Schick, der als einer der vergleichsweise reformorientierten Bischöfe in der Debatte um eine Modernisierung der katholischen Kirche gilt, hatte seinen Rücktritt damit begründet, er wolle bevorstehende wichtige Entscheidungen und Weichenstellungen einem jüngeren Nachfolger überlassen.
Mit Informationen von dpa und KNA.
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