An der Wand hängen Obstkisten und Paletten – daran Blumentöpfe, in denen alles verstaut wird, was zum Haareschneiden gebraucht wird. Minimalistisch, schlicht und funktional sieht der Friseursalon von Sandra Schrödel aus. Der Laden, der sich gegenüber Schrödels eigentlichem Haarsalon befindet, ist nicht von Dauer. Pop-Up-Einrichtungen sind vergleichsweise einfach eingerichtete Geschäfte, die schnell eröffnet, aber nur für kurze Zeit betrieben werden. In Schrödels Fall ist es ein Versuch, mehr Kundenwünsche zu befriedigen, wenn Friseure nach der knapp drei Monate langen coronabedingten Zwangspause wieder öffnen dürfen.
Pop-Up: Ein Friseursalon für drei Monate
Die Augen von Sandra Schrödel strahlen. Die 39 Jahre alte Friseurmeisterin ist seit vier Jahren selbstständig. Ihr Salon ist mitten in der Bayreuther Innenstadt. Der Terminkalender ist voll, seit bekannt wurde, dass Friseure wieder öffnen dürfen. Doch der Platz auf den Stühlen in ihrem Laden ist bei Einhaltung der geltenden Hygienemaßnahmen begrenzt. Und so kam sie auf die Idee, gemeinsam mit dem Bayreuther Gastronom Wolfgang Fiebich – dessen Branche noch nicht öffnen darf – einen Pop-Up-Friseursalon aufzubauen.
"Der Mieter unseres alten Ladens ist umgezogen. Jetzt steht er leer und ist direkt gegenüber vom Salon. Da kam mir die Idee, zumindest für den Übergang, dort noch weitere Stühle aufzustellen. Ein echter Glücksfall." Sandra Schrödel, Friseurmeisterin aus Bayreuth
In zwei Wochen wird aus Bar-Equipment ein Frisörsalon
Wolfgang Fiebich ist "Gastronom mit Herz und Seele", sagt er selbst. Seit einigen Jahren ist er auch im Leerstandsmanagement der Stadt aktiv. Das heißt: Er baut leere Geschäftsflächen für drei Monate in sogenannte Pop-Up-Bars um. So rücken die verwaisten Räume wieder ins Bewusstsein – und der Erfolg spricht für sich. Bisher konnte jede Immobile im Anschluss an die Aktionen wieder vermietet werden, so Fiebich. Als Sandra Schrödel ihn um Hilfe bat, war er sofort dabei.
"Wir haben das Barequipment einfach so umfunktioniert, dass es auch für einen Friseursalon genutzt werden kann." Wolfgang Fiebich, Gastromom aus Bayreuth
So wurde aus einem ehemaligen Bar-Tisch beispielsweise ein Tresen, an dem die Kunden ihren Haarschnitt bezahlen werden. Von der Idee zur Umsetzung hat es knapp zwei Wochen gedauert. Der Pop-Up-Friseursalon soll für drei Monate nutzbar sein.
Geschäftsidee Pop-Up: Brauereien und Einzelhandel fragen an
Die Friseurmeisterin und der Gastronom kennen sich seit Jahren. Daher bekomme sie auch alles zum Selbstkostenpreis. "Ich will mich hier nicht bereichern, sondern unterstützen", sagt Wolfgang Fiebich dem BR. Die Idee könnte sich aber durchaus zum Geschäftsmodell entwickeln. Anfragen lägen ihm bereits aus dem Einzelhandel und von Brauereien vor, so Fiebich.
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