Silvesterfeuerwerk über München
Bildrechte: BR/Felix Hörhager

Polizei zieht erste Bilanz: Silvester in Bayern wie "vor Corona"

  • Artikel mit Video-Inhalten

Polizei: Silvester in Bayern wie "vor Corona"

In Bayern wurde zu Silvester kräftig gefeiert – auch wenn Feuerwerk gar nicht überall erlaubt war. Laut Polizei ging es zu wie vor der Pandemie. Größere Einsätze gab es in Oberbayern und Schwaben. Die Münchner Polizei musste 550 mal ausrücken.

Wie ein "typisches Silvester vor Corona" – so hat ein Polizeisprecher aus Unterfranken am Sonntagmorgen das Einsatzaufkommen beim diesjährigen Jahreswechsel beschrieben. Auch im Rest Bayerns waren es vor allem kleinere Einsätze, die Polizei und Feuerwehr beschäftigten. In Schwaben und Oberbayern kam es auch zu schwereren Bränden. In den meisten bayerischen Regierungsbezirken kümmerten sich die Einsatzkräfte zum Jahreswechsel neben Bränden um Ruhestörungen, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen durch Böller.

Böllerverbot am Marienplatz: Nicht alle hielten sich daran

In der Landeshauptstadt verlief laut Mitteilung der Polizei die Silvesternacht eher ruhig. In München feierten am Marienplatz und in der Fußgängerzone rund 20.000 Menschen den Jahreswechsel. Die Stadt hatte für diesen Bereich ein komplettes Feuerwerksverbot ausgesprochen. Mit Lautsprecherdurchsagen machten die Einsatzkräfte immer wieder auf das Böllerverbot aufmerksam. Dennoch wurden sieben Menschen wegen gezündeter Pyrotechnik angezeigt.

Für die Münchner Polizei war die Silvesternacht wie gewohnt arbeitsreich. In einer ersten vorläufigen Bilanz hieß es am Morgen, zwischen 19 Uhr und 5 Uhr seien die Beamtinnen und Beamten zu mehr als 550 Einsätzen gefahren. Vor allem wurden sie wegen Ruhestörungen alarmiert, aber auch wegen unerlaubtem Einsatz von Pyrotechnik oder im Zusammenhang mit Bränden.

Raketen verursachen Balkon- und Wohnungsbrände

Auch die Münchner Feuerwehr spricht von einer "sehr arbeitsreichen Silvesternacht". Mit mehr als 200 Einsätzen sei sie bis in den Morgen beschäftigt gewesen. Im Stadtgebiet brachen mehrere Brände auf Balkonen aus, einige führten zu Zimmerbränden. Im Münchner Norden breitete sich ein Balkonbrand auf eine ganze Wohnung aus. Alle Bewohnerinnen und Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.

Auch am Sonntag keine Kracher in der Münchner Innenstadt

Die Münchner Polizei weist darauf hin: Das Verbot zum Abbrennen von Pyrotechnik mit ausschließlicher Knallwirkung innerhalb des Mittleren Rings (Umweltzone) gilt noch den gesamten Neujahrstag bis 24.00 Uhr.

Notrufe wegen entlaufener Haustiere

Tiere haben laut Münchner Polizei unter der Knallerei in der Silvesternacht gelitten. Am Nachmittag und im Laufe des Abends gingen mehrere Notrufe von Tierbesitzern ein, deren Hunde und auch eine Katze erschreckt durch Pyrotechnik weggelaufen waren. Auch zugelaufene Haustiere wurden der Polizei gemeldet. Einige der Tiere konnten bereits wieder mit ihren Besitzern vereint werden, teilt die Münchner Polizei mit.

Oberbayern und Schwaben: Wohnhausbrände und ein Fahrzeugbrand

Größere Einsätze gab es in Oberbayern und Schwaben: Bei einem Wohnhausbrand in Leobendorf (Landkreis Berchtesgadener Land) wurde eine Bewohnerin leicht verletzt. Die Brandursache ist hier noch unklar. In Tacherting (Landkreis Traunstein) wurde ein Stadel durch Raketen in Brand gesteckt. Das Feuer griff auf ein angrenzendes Wohnhaus über. Verletzt wurde bei dem Brand niemand. In beiden Fällen schätzt die Polizei den Schaden auf eine fünfstellige Summe.

In Ingolstadt hat ein 13-Jähriger einen Fahrzeugbrand mit rund 20.000 Euro Sachschaden verursacht. Der Bub hatte pyrotechnisches Jugendfeuerwerk abgebrannt. Einer der Feuerwerkskörper geriet dabei laut Polizei unabsichtlich unter einen geparkten Pkw, der Feuer fing und im vorderen Bereich komplett ausbrannte. Die Freiwillige Feuerwehr Gerolfing und die Berufsfeuerwehr Ingolstadt waren mit insgesamt 24 Einsatzkräften vor Ort. Verletzt wurde niemand.

Im schwäbischen Mönchsdeggingen (Landkreis Donau-Ries) geriet aus bisher ungeklärter Ursache der Balkon eines Mehrfamilienhauses in Brand. Die Flammen griffen auf den Dachstuhl des Wohnhauses über. Auch hier wurde laut Polizei niemand verletzt. Der Schaden beläuft sich auf etwa 100.000 Euro. 

Auch Mittelfranken feiert Silvester wie vor der Pandemie

Die Berufsfeuerwehr Nürnberg musste zu insgesamt 50 Bränden und 14 anderen Einsätzen ausrücken. Das ist etwas mehr als am letzten Vor-Corona-Silvester. Der Nürnberger Rettungsdienst war bei insgesamt 192 medizinischen Notfällen gefordert. Es handelte sich vor allem um gestürzte, alkoholisierte und durch Feuerwerkskörper verletzte Personen.

Auch für die Einsatzzentrale der Polizei Mittelfranken zeigte sich in der Silvesternacht wieder das gewohnte Bild. Nach Einschätzung der Beamten wurde in der Nacht deutlich mehr Feuerwerk abgebrannt. Besondere Einsätze abseits von einzelnen Körperverletzungen seien aber nicht zu vermelden. In Erlangen-Büchenbach biss ein in Panik entlaufener Hund einen Zehnjährigen. Das Kind erlitt schwere Gesichtsverletzungen und musste ins Krankenhaus.

Oberpfalz: Autos abgebrannt und ein tödlicher Unfall

In Pittersberg im Landkreis Amberg-Sulzbach verunglückte ein alkoholisierter Mann tödlich: Er stieß mit dem Kopf gegen einen Metallzaun.

In Lohberg im Landkreis Cham sprengten Unbekannte einen Stromverteilerkasten für die örtliche Straßenbeleuchtung mit Böllern. Im Regensburger Stadtteil Burgweinting brannten am späten Silvesterabend mehrere geparkte Autos. Vier Fahrzeuge wurden komplett zerstört, drei weitere Pkw wurden durch die Hitze erheblich beschädigt. Die Ursache für das Feuer steht laut Polizei noch nicht fest, auch ob die Autos möglicherweise durch Feuerwerkskörper in Brand gerieten, ist unklar. Mittlerweile ermittelt die Kripo. Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf mehrere zehntausend Euro.

Oberfranken: Alkoholisierte Frau fährt 16-Jährige um

In Coburg fuhr eine alkoholisierte 68-Jährige ein 16 Jahre altes Mädchen um, das gerade ein Feuerwerk zündete, und verletzte sie leicht. Zuvor hatte die Fahrerin bereits mehrere Unfälle verursacht; nachdem sie eine Straßenlaterne umgefahren hatte, hatten Passanten erfolglos versucht, sie aufzuhalten. Der Sachschaden beträgt rund 5.700 Euro, die Polizei ermittelt.

In Hof gab es laut Polizei mehrere körperliche Auseinandersetzungen und andere Vorfälle. Unter anderem habe laut Zeugenaussagen ein 15 Jahre alter Jugendlicher eine Rakete gezielt auf eine Mutter mit ihrer ebenfalls 15-jährigen Tochter abgefeuert. Die Tochter habe dadurch ein Knalltrauma erlitten, die 55 Jahre alte Mutter sei an der Hand verletzt worden. Der Jugendliche muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Kurz nach Mitternacht sei ein Auto mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in Schlangenlinien und teils auf dem Gehweg stadteinwärts gefahren. Nach Polizeiangaben hätten Passanten ihre acht Jahre alten Zwillinge zurückziehen müssen, damit sie nicht von dem Fahrzeug erfasst werden. Vier Stunden später konnte der deutlich alkoholisierte 29 Jahre alte Fahrer des Autos von Beamten ausfindig gemacht werden.

Unterfranken: Junge zündet mit Eltern Raketen - Feuerwehr muss kommen

Das Polizeipräsidium Unterfranken spricht von einer weitgehend friedlichen Silvesternacht. So bewältigte die Polizei Unterfranken 345 Einsätze – 308 hatten einen direkten Bezug zu Silvester: Brände, Ruhestörungen und Streitigkeiten. Die Gesamtzahl der Einsätze liege etwas über dem Niveau von 2020.

Im Gauköningshofener Ortsteil Acholshausen sind ein Carport und ein Auto nieder- bzw. ausgebrannt. In Untereuerheim im Landkreis Schweinfurt brannte ein elfjähriger Junge unter elterlicher Aufsicht Feuerwerkskörper ab - dabei fing eine Hecke über fünf Meter Feuer und musste von der Feuerwehr gelöscht werden. Im Landkreis Miltenberg mussten über 40 Feuerwehrleute anrücken, um ein Feuer in einer Garage abzulöschen. Die Flammen hatten auf zwei angrenzende Holzcarports und einen Holzschuppen übergegriffen. Außerdem musste die Polizei diverse Streitigkeiten schlichten, teilweise mit Körperverletzung, die oftmals von übermäßigem Konsum von Alkohol herrührten.

Niederbayern: Polizei eskortiert werdende Eltern ins Krankenhaus

Im niederbayerischen Deggendorf haben es eine hochschwangere Frau und ihr Mann mithilfe der Polizei gerade noch rechtzeitig in den Kreißsaal geschafft. Beamte bemerkten kurz vor Mitternacht in Deggendorf ein Auto, das mit Warnblinklicht durch die Fußgängerzone fuhr, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten eskortierten den Wagen dann mit Blaulicht und Martinshorn bis ins Krankenhaus. Noch in der Nacht habe sich der Vater bei der Polizei gemeldet und bedankt: Mutter und Kind seien wohlauf.

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!