Ein Youtuber aus Langenzenn in Mittelfranken steht in seiner Dachgeschosswohnung in Langenzenn vor der Kamera. Vor ihm ein Mikrofon, hinter ihm ein Flipchart und eine Projektionsfläche. Er überträgt seit einer knappen Dreiviertelstunde per Stream live ins Internet und diskutiert mit zugeschalteten Usern.
Plötzlich hört er Geräusche im Treppenhaus, dreht seinen Kopf von der Kamera weg und unterbricht seinen Gesprächspartner. "Tschuldige kurz", sagt er und geht aus dem Bild. Kurz darauf sind laute Schreie zu hören: "Polizei!"
Mit Maschinenpistole auf den Boden gezwungen
Zudem sind laute Schläge gegen eine Tür wahrnehmbar, der Mann sagt in die Kamera und zu seinem Video-Gesprächspartner: "Die Polizei ist grade da." Die Schläge werden lauter, der Streamer bittet eine anwesende Frau, die Tür zu öffnen. Mit einer Maschinenpistole im Anschlag stürmt ein vermummter Polizist in die Wohnung, ruft laut "Polizei" und fordert die beiden auf ihre Hände deutlich zu zeigen und sich auf den Boden zu legen. Die Kamera filmt weiter und überträgt alles live ins Internet.
Während weitere Polizisten die Wohnung stürmen, werden der Youtuber und die Frau weiter mit vorgehaltener Maschinenpistole am Boden gehalten und nach ihren Personalien gefragt. Ein weiterer Polizist war indes damit beschäftigt, die Video- und die Audioübertragung abzubrechen. Insgesamt dauerte die Aktion fast vier Minuten – dann wurde der Livestream abgeschaltet.
Kein Zusammenhang zwischen Einsatz und Corona-Kritik
Das Polizeipräsidium Mittelfranken bestätigte, dass es sich dabei um einen echten Einsatz handelte. Allerdings sei dieser nicht gegen den Youtuber gerichtet gewesen, betonte eine Polizeisprecherin.
Internetnutzer hatten zuvor über einen Zusammenhang mit dessen Kritik an den Corona-Maßnahmen spekuliert. Der Einsatz habe aber keinen Corona-Bezug gehabt. Weitere Informationen könne die Generalstaatsanwaltschaft Berlin geben, hieß es von der Polizei in Mittelfranken.
Streamer war wohl nicht Ziel des Einsatzes
Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin sagte zunächst, es ginge "wahrscheinlich" um einen Einsatz im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln. Später teilte eine Sprecherin mit, dass die Behörde nicht gegen den Betreiber des Livestreams ermittle. Beim Polizeieinsatz sei es um Ermittlungen "eine andere Person betreffend" gegangen. Weitere Auskünfte könne sie nicht geben.
Der Mann verbreitet auf Youtube häufig Verschwörungstheorien. So behauptet er zum Beispiel, dass Bill Gates Menschen mittels Impfung Mikrochips einsetzen wolle. Zudem äußert Noack, dass die Corona-Pandemie eine Erfindung der Regierung sei. Seine Videos haben in der Regel nicht mehr als ein paar tausend Aufrufe. Das Video des Streams hat dagegen bereits fast 216.000 Aufrufe.
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