Elektroautos stehen bei der Eröffnung der Tesla-Fabrik Berlin Brandenburg auf einem Band.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul

Die Münchner Polizei gewinnt Fotos von Tatverdächtigen aus einem Tesla (Symbolbild).

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Polizei: Geparkter Tesla liefert nach Straftat Fahndungsfotos

Bilder aus einem geparkten Tesla sollen der Münchner Polizei bei der Aufklärung eines Trickdiebstahls helfen. Das Polizeipräsidium bestätigte entsprechende BR-Informationen. Normalerweise dienen die Kameras dem Schutz des Fahrzeugs.

Erstmals hat die Münchner Polizei nach einer Straftat Fotos von Tatverdächtigen von einem geparkten Tesla bekommen. Das Münchner Polizeipräsidium bestätigte entsprechende Informationen des Bayerischen Rundfunks.

Im vergangenen Monat wurde eine Seniorin im Stadtgebiet von Trickdieben bestohlen. Nachdem die Täter die Wohnung der Frau verlassen hatten, gingen sie nahe an einem geparkten Tesla vorbei. Das E-Auto ist an allen Seiten mit insgesamt acht Kameras ausgestattet. Durch das Vorbeigehen der beiden Männer wurde eine Videospeicherung ausgelöst. Wie die Polizei an die Bilder aus dem Tesla gelangte, teilte das Präsidium mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht mit. Die Bilder werden im vorliegenden Fall für die Fahndung intern verwendet und nicht veröffentlicht.

Kameras an verschiedenen E-Autos

Elektrofahrzeuge mehrerer Hersteller sind mit Kameras ausgestattet, die die gesamte Umgebung des Fahrzeugs erfassen. Bei Tesla sind es acht Kameras, bei dem Konkurrenzmodell Lucid Air (ebenfalls aus den USA), das demnächst auch in Deutschland erhältlich ist, sind es elf Kameras, beim I-Pace von Jaguar erlaubt eine Kamera auf dem Dach dem Fahrer eine Rundum-Sicht. Allerdings verfügen nicht alle Kamerasysteme über eine Speicherfunktion.

Wächter-Modus gegen Vandalismus und Einbrüche

Bei Tesla dient der sogenannte Wächter-Modus während des Parkens dem Schutz des Fahrzeugs und soll Fälle von Vandalismus, Einbrüchen und Diebstählen im Video festhalten. Bei Aktivierung dieser Funktion erfassen die Kameras dauerhaft die Umgebung des Fahrzeugs. Nähern sich Personen dem Auto oder wird eine Erschütterung registriert, speichert das System die letzten zehn Minuten bis zum auslösenden Ereignis als Videos auf einem USB-Stick im Fahrzeug. Das bedeutet, dass Passanten bereits dann gefilmt werden, wenn sie näher als etwa eine Armlänge an einem Tesla vorbeigehen. Laut Tesla werden die Video-Dateien nicht an die Konzernzentrale in den USA weitergeleitet.

Vorgehen in Deutschland nicht neu

Dass die Polizei in Deutschland mit Fotos aus einem geparkten Tesla nach unbekannten Tätern sucht, ist außerhalb Bayerns bereits mehrmals der Fall gewesen. So veröffentlichte die Polizei in Jena im März ein Foto von einem Pärchen, das ein Teslafahrer an die Polizei weitergeben hatte. Das Pärchen soll sein Auto beschädigt haben. Im Juli veröffentlichte die Polizei in Freiburg das Foto eines Mannes, der zahlreiche Fahrzeuge zerkratzt haben soll, darunter einen geparkten Tesla, dessen Kameras ihn aufnahmen.

Verbraucherschützern ist der Wächter-Modus von Tesla von seiner grundsätzlichen Funktion her ein Dorn im Auge. Wegen der anlasslosen Aufzeichnung des öffentlichen Raums durch die Kameras und wegen mangelnder Aufklärung beim Datenschutz hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen kürzlich eine Klage gegen Tesla beim Landgericht Berlin eingereicht. In Grünheide steht mit der "Gigafactory Berlin-Brandenburg" die erste Fabrik des E-Autoherstellers Tesla in Europa.

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