Es ist technisch möglich und auch wahrscheinlich, dass die Geothermieanlage bei Poing mehrfach Erdstöße in der Umgebung ausgelöst hat. Zu dem Ergebnis kommt jetzt die Forschergruppe vom Leibniz-Institut für angewandte Geophysik in Hannover. Erst am vergangenen Samstag hatte der Boden bei Poing vibriert.
Aber: Noch kein eindeutiger Beweis
Allerdings seien die Beben rund 600 Meter entfernt von der Bohrung aufgetreten. Daher lasse sich der Zusammenhang nicht eindeutig beweisen, auch wenn der Verdacht aus wissenschaftlicher Sicht nahe liege, sagte Inga Moeck vom Leibniz-Institut für angewandte Geophysik in Hannover. Sie hatte die Untersuchung der Mikrobeben geleitet. "Wenn ich vor Gericht wäre, könnte ich keinen eindeutigen Beweis liefern, dass es die Geothermie war", sagte die Forscherin dem Bayerischen Rundfunk.
Baywernwerk sagt genauere Untersuchungen zu
Da der Zusammenhang wahrscheinlich sei, empfahl sie dem Betreiber Bayernwerk AG, Bodenschwingungen noch genauer zu messen und die Daten den Bürgern öffentlich zugänglich zu machen. Das Unternehmen hat gegenüber dem Bayerischen Rundfunk bereits zugesagt, diese Forderung auch umzusetzen.
Häuser bei dieser Stärke noch nicht gefährdet
Bei dem jüngsten Beben am Samstag lagen die Bodenschwingungen bei 1,6 Millimeter pro Sekunde und damit deutlich unter den Grenzwerten, die für Gebäude gelten. Einfamilienhäuser müssen das Dreifache aushalten können, Industriebauten sogar das Sechsfache.
Bereits im vergangenen Jahr hatte bei Poing mehrmals die Erde vibriert. Einen Zusammenhang mit der Geothermieanlage hatte der Betreiber Bayernwerk AG stets ausgeschlossen. Doch nach dem dritten Erdbeben innerhalb von neun Monaten fordert die Gemeinde Poing den Betreiber auf, alle Informationen über einen möglichen Zusammenhang zwischen Beben und Energiegewinnung offenzulegen. Die Bayernwerk AG hatte die Anlage am Montag vorübergehend stillgelegt.
Der vollständige Forschungsbericht wird im Oktober erwartet
Das für die Aufsicht der Geothermie zuständige Bergamt Südbayern will nun die schriftlichen Ergebnisse des Gutachtens des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) zum Erdbeben von 2016 abwarten, ehe es mögliche Konsequenzen zieht. Das bis zu 80 Grad Celsius heiße Wasser wird in der Anlage aus 3.000 Metern Tiefe gepumpt und abgekühlt an anderer Stelle zurückgeleitet.