CSU-Generalsekretär Martin Huber
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Plagiatsverdacht gegen den neu ernannten CSU-Generalseketär

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Plagiatsverdacht: CSU-Generalsekretär lässt Doktorarbeit prüfen

Eben erst nahm Martin Huber Glückwünsche als neuer CSU-Generalsekretär entgegen, da werden Plagiatsvorwürfe laut. Huber versichert, er habe seine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Trotzdem hat er die LMU um Prüfung gebeten.

Kurz nach seiner Ernennung sind Plagiatsvorwürfe gegen den neuen CSU-Generalsekretär Martin Huber laut geworden. Der Plagiatsforscher Jochen Zenthöfer sieht in Hubers Dissertation zahlreiche Plagiate, wie er gegenüber BR24 bestätigte.

"Keine kleinen handwerklichen Fehler"

Allein auf den ersten 26 Seiten fänden sich insgesamt 25 Zitate ohne oder mit falscher Quellenangabe. Huber habe viele entnommene Stellen nicht kenntlich gemacht. Nach Zenthöfers Auffassung kann man hier nicht von kleinen handwerklichen Fehlern sprechen.

Mit dieser Arbeit hätte Herr Huber nicht promoviert werden dürfen, sagt Zenthöfer. Es lägen eklatante Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis vor. Bei dem Text sei auf jeden Fall ein Stadium erreicht, in dem die Universität die Arbeit überprüfen müsse, erläutert er. Aber es sei auch noch nicht das Stadium erreicht, in dem man sagen müsse: "Da ist der Doktorgrad auf jeden Fall weg."

Wissenschaftler Jochen Zenthöfer liest nach eigenen Angaben mehr als 250 Dissertationen im Jahr und meldet Plagiate, wenn sie ihm auffallen. Er hat auch ein Buch über Plagiate in der Wissenschaft geschrieben. Zunächst hatte die "Bild am Sonntag" über die Plagiatsvorwürfe berichtet.

Huber: Doktorarbeit nach "bestem Wissen und Gewissen" erstellt

CSU-Generalsekretär Martin Huber selbst indes versichert BR24, er habe seine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Das belegten mehr als 20 Seiten Literaturverzeichnis und mehr als 600 Fußnoten. Dennoch habe er "aus Gründen der Transparenz" die Ludwig-Maximilians-Universität München gebeten, die Arbeit erneut zu überprüfen.

Er hatte die Doktorarbeit mit dem Titel "Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954-1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA" im Jahr 2007 vorgelegt.

Der FDP-Landesvorsitzende Martin Hagen forderte Huber auf, bis zum Abschluss dieses Verfahrens seinen Doktortitel ruhen zu lassen. Die Universität müsse Hubers Arbeit jetzt gründlich überprüfen. Der Schummelverdacht sei nach "Masken, Maut und Mayer-Skandal" die nächste Negativ-Schlagzeile für die CSU, so Hagen gegenüber BR24.

Politikwissenschaftlerin: Extrem unangenehm für CSU

Nach Auffassung der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch wird die Plagiats-Affäre auch den CSU-Landtagswahlkampf beeinflussen. Schließlich werde sich Martin Huber in der nächsten Zeit damit befassen müssen, die Vorwürfe gegen ihn aufzuklären, sagte die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing zu BR24.

Daher werde sich Huber nicht sofort und hundertprozentig mit der Vorbereitung des Wahlkampfes und der positiven Außendarstellung der Partei befassen können, so Münch. Die ganze Affäre sei "extrem unangenehm" für die CSU. Selbst wenn sich die Vorwürfe gegen Huber nicht bewahrheiten sollten, werde die Prüfung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Die Plagiatsvorwürfe gegen Huber überraschten Ursula Münch nach eigener Aussage nicht. Im Zeitalter der digital getriebenen Totalausleuchtung des politischen Führungspersonals beginne die Überprüfung einer politischen Persönlichkeit sofort, sobald sie ins Rampenlicht trete, so Münch in der "Passauer Neuen Presse" vom Montag.

CSU kommt nicht zur Ruhe - Rücktritt, Neuwahl, Plagiatsverdacht

Huber hatte erst am Freitag die Nachfolge von Stephan Mayer als CSU-Generalsekretär angetreten. Dieser war zuvor überraschend nach nur wenigen Wochen im Amt zurückgetreten – aus "gesundheitlichen Gründen". Vorausgegangen war ein offenbar eskalierter Streit über die Berichterstattung, die das Privatleben Mayers betraf. Dabei soll Mayer einen Journalisten bedroht haben.

Grüne: CSU liefert Personalquerelen statt politische Antworten

Der Co-Vorsitzende der bayerischen Grünen Thomas von Sarnowski sagte zu BR24, es sei an der Zeit, dass Markus Söder seinen Laden in den Griff bekomme. Die Menschen in Bayern erwarteten sich Lösungen etwa auf die Energiekrise und verlässliche Führung. Von der CSU gebe es hingegen Angriffe auf die Pressefreiheit, Plagiate und ständige Personalquerelen.

Barley: Auch Politiker müssen Fehler eingestehen

Die SPD-Politikerin Katharina Barley sieht durch die Affären in der CSU den gesamten Berufsstand der Politikerinnen und Politiker beschädigt. Denn wenn die Menschen das sähen, gehe auch niemand Anständiges mehr in die Politik, so Barley im BR-Sonntagsstammtisch. Politiker müssten aufhören, den Menschen etwas vorzuspielen, was sie nicht sind. Denn auch Politiker seien Menschen und hätten darum auch ihre Fehler.

Der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber.
Bildrechte: BR

Kaum ist er im Amt, muss sich der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber bereits mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen.

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