Die Staatsanwaltschaft wirft dem 63 Jahre alten Mediziner vor, jahrelang das Vertrauensverhältnis zu drei erwachsenen Patientinnen ausgenutzt zu haben, um mit ihnen in seiner Praxis oder in den Wohnungen der Frauen Geschlechtsverkehr zu haben. Die Anklage listete 74 Fälle auf. Bei den mutmaßlichen Opfern handelte es sich um Frauen, die wegen teils massiver psychischer Probleme bei dem Mediziner in Behandlung waren.
Sexuelle Kontakte eingeräumt
Zu Prozessbeginn im Dezember (11.12.2017) hatte der Arzt und Psychotherapeut grundsätzlich eingeräumt, mit den drei Patientinnen jahrelang sexuelle Kontakte, auch Geschlechtsverkehr, gehabt zu haben. Er sehe diese Kontakte aber nicht als "sexistisch" oder als "Missbrauch" an. Er habe zu den Patientinnen emotionale Bindungen aufgebaut, und die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich gewesen, so der Angeklagte in seiner Aussage. Die Staatsanwaltschaft hält dem entgegen, dass die drei Frauen zu der Zeit, als sie bei dem Angeklagten in psychotherapeutischer Behandlung waren, alle sehr labil oder leicht beeinflussbar und in schlechter psychischer Verfassung waren.
Politische Ämter niedergelegt
Die Fälle waren bekannt geworden, nachdem sich eine der Frauen bei der Polizei meldete. Der 63 Jahre alte Mediziner war unter anderem als Kreisrat im Landkreis Ansbach politisch aktiv. Nach seiner Verhaftung im Februar 2017 legte er seine politischen Ämter nieder.
Plädoyers wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung werden voraussichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten. Hintergrund ist, dass zwei der drei mutmaßlichen Opfer hinter verschlossenen Türen ausgesagt haben. Dem Arzt und Psychotherapeuten aus Feuchtwangen droht nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren.