An einem fast fertigen Solarpark des Energieversorgers EnBW werden zwei Batteriespeicher angeliefert.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Uli Deck
Audiobeitrag

An einem fast fertigen Solarpark des Energieversorgers EnBW werden zwei Batteriespeicher angeliefert.

Audiobeitrag
>

Lohnen sich Solarparks bald nur noch mit Speichern?

Lohnen sich Solarparks bald nur noch mit Speichern?

Solarparks zu bauen, wird schwieriger. Denn durch den Photovoltaik-Boom ist der Strompreis oft mittags im Keller. Der Markt verändert sich. Aber Betreiber können darauf regieren - nicht nur mit dem Bau von Stromspeichern. Ein FAQ.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬 

Der Landkreis Rosenheim hat sich dagegen entschieden, ein Regionalwerk zu gründen – vor allem, weil der Bau von Solarparks ihm inzwischen zu risikoreich erscheint. Große Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu bauen, ist schwieriger geworden.

Warum lohnen sich Solarparks weniger als früher?

Zuletzt gab es einen Photovoltaik-Boom. Derzeit sind in Bayern PV-Anlagen mit einer Spitzenleistung von insgesamt mehr als 26 Gigawatt installiert. Zehn Gigawatt kamen allein seit 2022 dazu. Bei voller Sonneneinstrahlung bedeutet das - zumindest theoretisch - deutlich mehr als ein Dutzend Mal die Leistung des früheren Atomkraftwerks Isar 2. Das hat dazu geführt, dass an sonnigen Tagen mehr Solarstrom produziert wird, als in Deutschland verbraucht werden kann.

Der Strompreis an der Börse liegt daher mittags immer häufiger bei null oder darunter. Eigentümer von Haushalts-Kleinanlagen merken davon nichts, sie bekommen ihre Einspeisevergütung trotzdem. Die Betreiber großer Solarparks dagegen bekommen in der Regel kein Geld, wenn der Strompreis über mehrere Stunden negativ ist. Im Mai 2025 war das regelmäßig der Fall. Das macht die Anlagen weniger rentabel.

Eine weitere Unsicherheit kommt durch die Ausschreibungen, mit denen die Bundesnetzagentur den Zubau von Photovoltaik steuert. Die sind seit einiger Zeit deutlich überzeichnet. Das heißt zum Beispiel: Im Frühjahr wollten Firmen insgesamt 569 Solarparks bauen. Nur 326 davon bekamen den Zuschlag und damit die Zusage für eine feste Einspeisevergütung. Das sorgt neben Unsicherheit auch für großen Preisdruck: Denn es bekommen die Freiflächenanlagen den Zuschlag, die Photovoltaikstrom am billigsten anbieten.

Wie können Solarpark-Betreiber reagieren?

Wenn man die Solarmodule nach Osten oder Westen ausrichtet, wird die Mittagsspitze bei der Stromproduktion flacher. Dafür bringen sie dann mehr Ertrag in den Morgen- und Abendstunden, wenn Strom gefragt und knapp ist. Das wird zunehmend Standard. "Die klassische Südausrichtung bauen wir so gut wie nicht mehr", sagt etwa Ulrich Geis von der Energieallianz Bayern, einem Stadtwerke-Bündnis.

Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination von Photovoltaik mit Windkraft am gleichen Standort. Meist weht wenig Wind, wenn die Sonne scheint, und umgekehrt. Deshalb können sich die beiden Kraftwerke dann einen Netzanschluss teilen, was den Bau erleichtert und die Kosten senkt. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den Sonnen- und Windstrom gemeinsam zu vermarkten und damit in mehr Stunden lieferfähig zu sein.

Steht bald eine Batterie neben jedem Solarpark?

Unter anderem User "Herr_Düsentrieb" kommentierte kürzlich bei BR24: "Neue PV-Flächen werden künftig nur noch mit Batteriespeicher gebaut. Anderenfalls rechnen die sich nicht mehr. Die gute Nachricht ist: Die Preise für Batteriespeicher fallen seit einiger Zeit."

Groß-Batterien können überflüssigen Photovoltaikstrom in der Mittagszeit aufnehmen und am Abend wieder abgeben. Dabei helfen die Marktkräfte: Denn der Preisunterschied zwischen Strom am Mittag und am Abend ist mittlerweile so groß, dass sich Batterie-Großspeicher betriebswirtschaftlich rechnen. Spezialisierte Unternehmen bauen solche Speicher derzeit reihenweise.

Sie stehen aber nicht unbedingt direkt neben Solarparks, denn der Betreiber der Freiflächenanlage kann den Strom nur ein- und ausspeichern, wenn er den Strom seiner Anlage frei vermarktet und auf die EEG-Umlage verzichtet. Das rechnet sich in vielen Fällen nicht.

Wind- und Solaranlagen: "Was nutzen die wirklich angesichts der mittlerweile völligen Überproduktion dieser Anlagen?", fragte "Excalibur" in den Kommentaren. Entsprechend stellt sich die Frage:

Werden in Bayern weiter Solarparks gebaut?

Ja. Bei der Frühjahrs-Ausschreibung der Bundesnetzagentur gingen Zuschläge für 156 Photovoltaik-Freiflächenanlagen nach Bayern – so viel wie in kein anderes Bundesland. Aus der Branche heißt es, man müsse knapper kalkulieren und habe kein Geld zu verschenken, aber Solarpark-Projekte lohnten sich betriebswirtschaftlich noch.

Der Boom flacht jedoch offenbar ab. So schätzt es das bayerische Wirtschaftsministerium ein. Und auch Ulrich Geis von der Energieallianz Bayern resümiert: "Photovoltaik geht eher zurück, während wir Wind gerade deutlich verstärken und hochfahren."

Eine solche Verlagerung würde zu einem ausgewogenen Stromsystem beitragen. In den vergangenen Jahren blieb der Windkraftzubau hinter den Zielen von Bundesregierung und Staatsregierung zurück, während die Photovoltaik sie stets übertraf.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!