Feste Einspeisevergütungen gibt es bei Photovoltaikstrom nur noch für kleine Anlagen. Große Photovoltaikprojekte müssen sich bei Ausschreibungen der Bundesnetzagentur durchsetzen, wenn sie eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhalten wollen – wer den Strom am billigsten anbietet, bekommt dabei den Zuschlag.
Solarparks auf der Freifläche entstehen viele
Was große Solarparks angeht, ist Bayern hier erfolgsverwöhnt. Energieminister Hubert Aiwanger (FW) weist gerne und regelmäßig darauf hin, dass in den Ausschreibungen für Freiflächen-Photovoltaik seit Jahren die meisten Zuschläge nach Bayern gehen. Die Staatsregierung hatte dafür die Grundlage gelegt, indem sie früher als andere Bundesländer auch Ackerland und Wiesen für Solarparks öffnete.
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin liegen vorn
Ganz anders sieht es jetzt jedoch bei großen Photovoltaik-Anlagen auf Dächern aus. Hier hat die Bundesnetzagentur jetzt die Ergebnisse Ihrer Ausschreibung zum 1. Dezember bekannt gegeben – und unter den 60 Projekten mit Zuschlag ist nur ein einziges aus Bayern. In diesem Segment geht es um große, kommerzielle Projekte ab einer installierten Leistung von 750 Kilowatt – wie sie zum Beispiel auf Lagerhallen oder Logistikzentren entstehen können.
Offenbar sind in Bayern für die nächsten Monate kaum solche Projekte geplant. In anderen Bundesländern sieht es anders aus. Die meisten Zuschläge der Ausschreibung gingen nach Nordrhein-Westfalen, danach folgen Baden-Württemberg und Berlin. Allerdings werden auch deutschlandweit weniger solche Dachanlagen geplant, als sich die Bundesregierung wünscht: Die Ausschreibung war unterzeichnet, das bedeutet, es konnten nur 105 statt wie geplant 202 Megawatt Leistung vergeben werden.
Grüne: Solarpflicht für Gewerbe kommt zu spät
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig kritisiert, Bayern habe es verpasst, rechtzeitig eine Solarpflicht für Gewerbe einzuführen. Eine solche Pflicht gilt laut dem vor wenigen Tagen verabschiedeten Bayerischen Klimagesetz erst für Gebäude mit Bauantrag ab 2023. "Viel früher hätte die Staatsregierung dies beschließen können, denn es wurde schon seit Jahren angekündigt", so Stümpfig.
Die Grünen fordern seit Jahren eine Solarpflicht, die auch neue Wohngebäude und geeignete Bestandsdächer einschließt. Allerdings konstatiert auch der Grüne, dass die Ausschreibungen nur für ein ganz bestimmtes Segment der Dachanlagen wichtig sind: Nämlich auf großen Gebäuden, in denen kaum Strom verbraucht wird. Photovoltaik auf Fabriken dagegen geht normalerweise ohne Ausschreibung direkt in den Eigenverbrauch, was angesichts der derzeit hohen Strompreise sehr attraktiv ist. "Fast alle stromintensiveren Betriebe machen aktuell sehr gerne Photovoltaik-Anlagen auf ihre Dachflächen", so Stümpfig.
Bundesregierung verbessert ab 2023 die Bedingungen
Im bayerischen Wirtschaftsministerium hofft man, dass das Interesse an den Dach-Ausschreibungen nächstes Jahr auch in Bayern steigen wird. Denn dann kann nach einer Gesetzesänderung auf Bundesebene bis zu 25 Prozent mehr für den Solarstrom aus diesen Anlagen bezahlt werden. Außerdem gibt es ab 2023 Erleichterungen für Bürgerenergieanlagen, sie sind dann bis zu einer Leistung von sechs Megawatt von der aufwändigen Teilnahme an Ausschreibungen ganz befreit.
Die Hälfte der Photovoltaik entsteht auf Dächern
Generell betont eine Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums, dass man für die Beurteilung des Solar-Fortschritts in Bayern nicht nur das Ergebnis der Ausschreibungen betrachten dürfe. Immerhin gut die Hälfte der neuen Photovoltaik im Freistaat werde auf Dächern installiert.
Im Gesamtjahr 2021 wurden laut Wirtschaftsministerium in Bayern PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von 1.548 Megawatt zugebaut, davon 793 Megawatt auf Dächern. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 wurden nach vorläufigen Zahlen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 677 Megawatt auf bayerische Dächer montiert. Generell sei festzuhalten, so die Ministeriums-Sprecherin, "dass der Ausbau von Solaranlagen sowohl auf Dächern als auch in der Freifläche für das Gelingen der Energiewende von entscheidender Bedeutung ist".
In einer früheren Version dieses Artikels stand, es sei kein einziger Zuschlag nach Bayern gegangen. Ein einzelnes Projekt in der Gemeinde Haiming (Lkr. Altötting) war jedoch darunter. Wir haben das korrigiert.
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