Fast 11.000 Gebäude besitzt der Freistaat. Und noch nicht einmal auf jedem zwanzigsten davon sind Solarzellen montiert. Vor einem Jahr lieferten Anlagen auf 400 staatlichen Dächern Strom, inzwischen sind es laut Bauministerium 520. "Ein Trauerspiel" nennt das der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in seiner Regierungserklärung im Juli 2021 angekündigt, die Zahl der Photovoltaikanlagen auf staatlichen Dächern zu vervierfachen. Einen Zeitraum dafür hatte er jedoch nicht genannt.
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Freistaat hatte um Solar-Investoren geworben
Im November hatte das bayerische Bauministerium zwei Ausschreibungen gestartet, um Investoren für Photovoltaik auf Staatsimmobilien zu finden. Es ging um insgesamt 66 Dächer in Oberbayern und Schwaben. "Ausbau von Photovoltaik auf staatlichen Dächern schreitet voran", war die Pressemitteilung dazu überschrieben. Allerdings hatte der Freistaat die Bedingungen dieser Ausschreibungen viel zu unattraktiv ausgestaltet, wie aus der Solarbranche zu hören war.
Ob es überhaupt Bewerber dafür gab, wollte ein Sprecher des Bauministeriums auf BR24-Anfrage nicht sagen. Jedenfalls hat der Freistaat bis heute keinen Zuschlag erteilt, obwohl die Gebotsfrist für die Ausschreibungen schon im Januar abgelaufen war. Kein Wunder, meint der Grünen-Politiker Stümpfig. Die Ausschreibung sei "grottenschlecht" gestaltet gewesen – und zum Beispiel für lokale Bürgerenergiegenossenschaften keine Option.
Jetzt baut der Freistaat seine Photovoltaik selbst
Der Freistaat ändert jetzt seine Strategie und will die Photovoltaikanlagen auf seinen Dächern nun doch selbst bauen – zumal sich das ja rentiert. Nachdem zuletzt für eigene Photovoltaikanlagen jeweils nur fünf Millionen Euro jährlich im Staatshaushalt vorgesehen waren, hat die Staatsregierung beschlossen, den Etat für eigene Photovoltaik zu vervielfachen – auf 125 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre. Privat-Investoren dagegen sollen nicht mehr gesucht werden. Weitere Photovoltaik-Ausschreibungen sind laut Bauministerium nicht mehr geplant.
Generell tut sich Bayern, das von der Staatsregierung gern als "Sonnenland" bezeichnet wird, offenbar mit Photovoltaik auf Dächern verhältnismäßig schwer. Während der Freistaat als wichtigster Standort für große Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen gilt, sieht das bei Gebäuden anders aus. In der letzten Ausschreibung der Bundesnetzagentur für große Photovoltaikanlagen auf Gebäuden und Lärmschutzwänden landete Bayern bei den Zuschlägen unter den Bundesländern nur auf Platz 4 – hinter Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg. Allerdings gehen bei der Freiflächen-Photovoltaik regelmäßig die meisten Zuschläge ins flächengrößte Bundesland Bayern.
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