Integrationskurs in einem Schulungsraum im Straubinger Klinikum
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Giulia Castellarin-Gamarra, Integrationsbeauftragte am Klinikum Straubing und die Teilnehmenden des Integrationskurses.

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Pflegekräftemangel: Integrationskurs am Klinikum Straubing

Außenministerin Baerbock und Arbeitsminister Heil werben im Ausland um Pflegekräfte. Das Klinikum Straubing hat das Thema selbst angepackt und organisiert Integrationskurse, die ausländischen Fachkräften den Arbeitseinstieg erleichtern sollen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Vor vier Jahren war der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Mexiko, um Pflegekräfte anzuwerben. Derzeit sind Außenministerin Baerbock (Grüne) und Arbeitsminister Heil (SPD) aus demselben Grund in Brasilien.

Viel erhoffen sich Experten, wie etwa Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, oder Franz Xaver Knott, Pflegedirektor am Klinikum Straubing, davon nicht.

Wenig Hoffnung in Politik: Klinik rekrutiert selbst

Stattdessen hat das Klinikum Straubing das Thema selbst angepackt und rekrutiert Pflegekräfte über ausländische Jobplattformen, Social Media oder persönliche Kontakte – zum Beispiel aus Tunesien, den Philippinen, Mexiko, Moldawien, Bosnien oder der Ukraine. Ohne sie gäbe es noch stärkere Personalprobleme. Einige Stationen müssten sogar schließen, erklärt Giulia Castellarin-Gamarra, Integrationsbeauftragte am Barmherzige Brüder Klinikum Straubing.

Gut ausgebildete Fachkräfte lernen Deutsch

Die ausländischen Pflegekräfte seien eine Bereicherung, sagt sie. Damit ihr Abschluss hier anerkannt wird, nehmen sie an einem einjährigen Anpassungslehrgang teil, der aus mehreren je sechswöchigen Theorieblöcken im Schulungsraum und Praxis auf der Station besteht. Dieser Lehrgang ist bezahlte Arbeitszeit, startet dreimal pro Jahr mit je 15 Teilnehmenden und wurde speziell von der Integrationsabteilung konzipiert.

Heuer zum Beispiel nimmt Anna aus Moldawien teil. Sie erklärt, ihr Deutsch habe sich durch den Kurs verbessert und sie finde sich auf Station nun sehr gut zurecht. Nataliia war in der Ukraine Stationsleiterin in einem Krankenhaus. Wegen des Kriegs will sie nun in Deutschland arbeiten. Sie hat sehr viel Fachwissen, doch damit ihr Abschluss anerkannt wird, muss sie in den Kursen noch ihr Deutsch verbessern.

Klinikum Straubing hat eigene Integrationsabteilung

Um diese Lehrgänge und um alle anderen ausländerrechtlichen Fragen kümmert sich die extra eingerichtete Integrationsabteilung. Zu dieser gehört auch Sozialpädagogin Giulia Castellarin-Gamarra. Sie erklärt: "Wir kümmern uns sehr engmaschig um unsere Leute. Wir holen sie vom Flughafen ab, wenn sie ankommen, füllen die Kühlschränke, wir haben für sie Wohnungen angemietet und dann begleiten wie sie zu allen Ämtern. Auch den Deutschkurs organisieren wir für sie."

Außerdem hilft die Integrationsabteilung bei allen ausländerrechtlichen Fragen: zum Beispiel, wenn Pflegekräfte ihre Familie nachholen wollen oder ihren Führerschein anerkennen lassen wollen.

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Integrationskurs in einem Schulungsraum im Straubinger Klinikum

Pflegedirektor fordert mehr finanzielle Unterstützung

Die Integrationsabteilung habe das Klinikum mit eigenen Mitteln aus dem Boden gestampft, erklärt Franz Xaver Knott, Pflegedirektor am Klinikum Straubing. Er habe kaum Unterstützung von der Politik bekommen. Der Pflegekräftemangel sei von der Politik viel zu spät erkannt worden. Das ärgert hin. Noch schlimmer: Das Problem werde sich verstärken. Er fordert mehr finanzielle Unterstützung für die Rekrutierung und Integration für die dringend gebrauchten Pflegefachkräfte aus dem Ausland, um der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen gerecht werden zu können.

Das Straubinger Integrationsmodell komme übrigens auch bei den Patienten gut an. Und damit sich die mit den ausländischen Fachkräften verstehen, bietet das Klinikum sogar bayerische Dialektkurse an.

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Franz Xaver Knott, Pflegedirektor am Klinikum Straubing, im BR-Interview

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