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Gute Pflege – Eine Frage von arm und reich?!

Gute Pflege – Eine Frage von arm und reich?!

Seit Jahren schleppt sich Deutschland von einem Pflegenotstand zum anderen, trotz vieler Reformen und obwohl viel Geld in den Pflegebereich gesteckt wurde. Das sagt Angelika Pfab, die Geschäftsführerin des Münchner Pflegedienstes AGAPLESION.

Der jüngste Qualitätsbericht der Krankenkassen-Kontrolleure hat erneut gravierende Mängel in Pflegeheimen aufgedeckt und eine alarmierende Schieflage: Für immer mehr und immer kränkere Pflegebedürftige gibt es viel zu wenig Personal.

Kaum Verbesserungen durch das Pflegestärkungsgesetz

An dieser Misere hat auch das Pflegestärkungsgesetz nichts geändert, das vor gut einem Jahr in Kraft getreten ist. Auch die Situation der pflegenden Angehörigen, die oft überlastet sind und sich keine echte Hilfe leisten können, hat sich seitdem nicht oder kaum verbessert. Warum ist gute Pflege so schwierig in unserem reichen Land? Wohl deshalb, weil die meisten Menschen noch immer denken, der Pflegenotstand gehe sie nichts an. Und weil wichtige Weichenstellungen deshalb nicht vorgenommen werden. Dabei wären sie überfällig, sagt Nikolaus Nützel, Gesundheits- und Pflegeexperte des Bayerischen Rundfunks.

"Es dreht sich alles ums Geld. Das bedeutet, dass wir Ressourcen in der Volkswirtschaft dahin bringen müssen von anderen Stellen. Eine Art Umverteilung. Wir haben sehr reiche Menschen in Deutschland. Wir könnten darüber nachdenken, dass man über Steuern Geld in Hand nimmt und sagt: Wo wollen wir Wohlstand in welcher Form schaffen? Ist Wohlstand immer mehr Autos, immer größere Wohnungen? Oder ist Wohlstand nicht vielmehr: Gute Pflege für viele Menschen." Nikolaus Nützel, BR-Pflegeexperte

Umverteilung von Ressourcen notwendig

Auch Angelika Pfab hält es für sinnvoll, über die Umverteilung von Ressourcen zugunsten der Pflege nachzudenken. Sie ist Geschäftsführerin von AGAPLESION, einem Evangelischen Pflegedienst in München und erlebt jeden Tag, wie wichtig gute Pflege ist. Gefragt nach den großen Herausforderungen der Zukunft, nennt sie ein Fünf-Punkte-Programm. Ganz entscheidend sei natürlich die Finanzierung, aber auch die Wertschätzung für die Pflegearbeit sowie die Stärkung der Pflege in der gewohnten Umgebung.

"Also, für mich wäre eine Vorstellung, dass man wirklich überlegt Wohnen und Pflegen zusammenzubringen. Dass wir an der Finanzierung etwas arbeiten müssen. Also, Pflegevollversicherung, dass der pflegebedingte Teil von der Pflegekasse bzw. steuerfinanziert übernommen wird. Ein Bereich wird sein, die Quartiersarbeit zu stärken, kleinteilig dafür zu sorgen, dass die Menschen Unterstützung bekommen. Vor allem die Angehörigen, die immerhin noch 70 Prozent der Pflege ausmachen in Deutschland und viel Geld der Volkswirtschaft sparen. Die Pflegeinfrastruktur ausbauen, d.h. Tagespflegen zu schaffen, weil das einfach eine gute Unterstützung ist. Und – als letzten Punkt – die Pflegebedingungen so verbessern, dass der Beruf attraktiv ist und einen Zulauf bekommt, weil er auch für die Zukunft gesichert ist." Angelika Pfab , Geschäftsführerin AGAPLESION

Die Gesellschaft, so Geschäftsführerin Angelika Pfab, müsse sich darüber klar werden, was ihr gute Pflege wert ist. Jeder einzelne müsse sich das fragen, weil jeder habe in irgendeiner Form eine Familie und damit sei jeder betroffen.