Peter Hummel ist seit vielen Jahren im Pfarrgemeinderat der Kirche St. Ulrich und Afra mitten in der Innenstadt und führt auch Besucher durch die Basilika. Als er jetzt eine Anfrage einer Gruppe, die zum AfD-Parteitag kommt, auf dem Tisch hatte, kam der Augsburger ins Grübeln. "Zuerst hab‘ ich mir überlegt, ob ich der Gruppe zusage, und dann bei der Führung den Hauptaltar der Kirche in den Mittelpunkt stelle - da geht es nämlich um die Weihnachtsgeschichte, also um Flucht und Vertreibung".
Hummel sieht keine Chance, AfD-Anhänger zu erreichen
Doch dann sei er, so Hummel, nach längerer Überlegung und etlichen Gesprächen mit Freunden zu dem Schluss gekommen, dass "ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann". Denn, so Hummel, das passe für ihn nicht zusammen. Er habe kein Problem, Touristen, die nicht an Gott glauben, die Kirche zu zeigen und die Geschichten über die Heiligen zu erzählen - "da besteht doch die Hoffnung, dass ich noch was von der christlichen Botschaft rüberbringe". Bei der AfD sehe er "diese Chance nicht mehr, wenn ich ehrlich bin", meint Hummel zum BR. Daher habe er die Anfrage der Gruppe jetzt abgesagt. Der AfD-Parteitags-Besucher hat bereits angekündigt, sich "beim Pfarrer zu beschweren", sagt Hummel.
Vorgeschichte: Anfeindungen nach Anti-AfD-Demonstration
Das Pikante daran: Hummel ist im Brotberuf Journalist und nicht nur deshalb überrascht von der Anfrage der AfD. Denn der Augsburger hatte Anfang 2016 die große Protestveranstaltung gegen eine AfD-Veranstaltung mit der damaligen Bundeschefin Frauke Petry angestoßen und mitorganisiert. Während der Rede Petrys im Rathaus hatten rund 2.000 Menschen auf dem Rathausplatz friedlich demonstriert. Im Nachgang aber, so Hummel, habe er einen regelrechten Shitstorm von Seiten von AfD-Anhängern per Mail und Telefon erleben müssen. Sogar seine Frau sei angegangen worden. "Da braucht man gute Nerven. Ich kann Claudia Roth seither gut verstehen", so Hummel zum BR.