Die Pflegeausbildung boomt. Diakoneo, der größte soziale Träger in Süddeutschland, hat erstmals alle 200 Plätze an seinen Berufspflegeschulen besetzen können.
Auch am "Nürnberger Centrum für Pflegeberufe", einem der größten in Nordbayern, sind alle Klassen voll und die Wartelisten lang. Das Gleiche gilt für die Träger von Pflegeeinrichtungen, die von mehr Bewerbungen denn je berichten.
Berufspflegeschulen von Andrang überrascht
"Wir hatten einen hohen Zulauf an Bewerbern und Bewerberinnen und haben nun über zwanzig Auszubildende", erzählt Katja Schöne, Ausbildungsleiterin am NürnbergStift.
"Das Problem war eher noch, einen Schulplatz zu bekommen. Wir könnten noch mehr Bewerber annehmen, wenn es die entsprechenden Schulplätze geben würde." Doch auch die Schulen seien von diesem starken Andrang überrascht worden.
Neue Ausbildung für viele attraktiver
Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig die Arbeit der Pflegekräfte ist. Ihr Einsatz wurde mit öffentlichem Applaus und staatlichen Bonuszahlungen belohnt. Doch es ist nicht allein die Aussicht auf einen systemrelevanten und krisenfesten Beruf, die die jungen Azubis reizt.
Es ist auch die neue generalistische Ausbildung zur "Pflegefachfrau" bzw. zum "Pflegefachmann". Damit können sie später sowohl in Kliniken als auch in Altenheimen oder im ambulanten Bereich arbeiten. Denn in der Ausbildung sind neuerdings die Krankenpflege, die Kinderkrankenpflege und die Altenpflege zusammengefasst.
In Bayern gibt es mehr BewerberInnen für die neue Pflege-Ausbildung als je zuvor.
Gibt es bald keinen Personalmangel in Pflegeeinrichtungen mehr? Bayern verzeichnete heuer mehr Bewerber als Ausbildungsplätze für Pflegeberufe. Die neue Ausbildung hat auch dazu beigetragen.
Mehr Schulplätze nötig
Viele Bewerber mussten bereits auf das nächste Frühjahr vertröstet werden. "Auch wir müssen intern schauen, dass wir qualifizierte Praxisanleiter aufstocken, denn wir bilden gerne noch mehr junge Schülerinnen und Schüler aus", so Katja Schöne vom NürnbergStift. "Sie sind für die Pflege von morgen sehr wichtig".
Wenn es mehr Schulplätze und die entsprechenden Strukturen in den Kliniken und Altenheimen gebe, könnte der Personalmangel in Pflegeeinrichtungen bald der Vergangenheit angehören.
Ministerium in Kontakt mit Einrichtungen, Kliniken und Schulen
"Wir sind mit den Trägern der Pflegeeinrichtungen und Kliniken, den Schulen und dem Bayerischen Kultusministerium immer wieder im Gespräch, um noch mehr Pflegekräfte auszubilden", sagt die bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml dazu.
Es gebe auch einen Ausbildungsfonds, worüber das finanziert werde. "Aber wir sind darauf angewiesen, dass die Träger den Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen, und die Schulen die entsprechenden Schulplätze."
Azubi: Herzensarbeit mit Menschen
Michelle, Dimitri und Raghad haben mit der neuen Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann im NürnbergStift begonnen, weil ihnen vor allem die Arbeit mit Menschen viel Spaß macht. Alle drei haben durch verschiedene Berufspraktika in der Pflege festgestellt, dass sie mehr zurückbekommen haben, als sie gegeben haben.
"Es ist ein schönes Gefühl nach der Arbeit mit dem Gedanken nach Hause zu gehen, dass ich etwas Soziales gemacht habe und jemandem helfen konnte", sagt die 22-jährige Michelle.
Sie ist sich aber auch bewusst, dass die Arbeit nicht immer leicht ist - erst recht nicht in Zeiten von Corona. Für sie bleibt es trotzdem eine Herzensarbeit und ein Traumjob.
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