Die Bundesfreiwillige Seung-yeon Kim und Daniel Frank, zweiter Vorsitzende des Permakulturvereins Waldgeister im Permakultugarten.
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Permakulturverein Waldgeister aus Waldberg

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Permakulturverein "Waldgeister": Boden im Herbst aufbauen

Blätter, Äste, Rasenschnitt: Im Herbst gibt es viel Pflanzenschnitt und Grünabfall. Der Permakulturverein "Waldgeister" aus Waldberg in der Rhön reichert damit seinen Gartenboden an und baut ihn auf – mit einer Vielzahl von Kompostiersystemen.

Über dieses Thema berichtete Mittags in Mainfranken am .

Der Permakulturverein "Waldgeister" aus Waldberg, einem Ortsteil von Sandberg im Lkr. Rhön-Grabfeld, betreibt seit 2018 einen Permakulturgarten auf einer Fläche von rund 2.700 Quadratmetern. Permakultur ist ursprünglich ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das natürliche Kreisläufe nachahmt und auf Chemie verzichtet. Jetzt im Herbst gibt es viel Pflanzenmaterial, das man im Garten gut zur Verbesserung des Bodens nutzen kann, sagt der zweite Vorsitzende Daniel Frank zu BR24. Um den Boden anzureichern arbeiten die mehr als 70 Vereinsmitglieder unter anderem mit verschiedenen Kompostiersystemen.

Beete und Wege im Garten mulchen

"Ich fahre gar nichts weg, ich hole mir eher noch etwas vom Grünplatz", schmunzelt Daniel Frank. Eigentlich kann man alles was im Garten anfällt verwenden, meint der 33-Jährige. "Wenn ich keine Zeit oder keinen Platz habe, einen Kompost aufzusetzen, kann ich auch einen kleinen Häcksler nehmen oder ausleihen und den ganzen Schnitt und das Heu unter die Sträucher im Garten mulchen," meint Daniel Frank. Seiner Frau Melanie Arnold gehört das Grundstück, auf dem der Permakulturgarten angelegt ist. Zunächst haben sie und ihr Mann mit kleinen Beeten und ein paar Kartoffeln angefangen. "Wir haben den Verein gegründet, weil das öffentliche Interesse einfach gewachsen ist", erzählt Melanie Arnold.

Bundesfreiwillige arbeitet im Garten mit

Auch eine Bundesfreiwillige ist aktuell im Permakulturgarten beschäftigt. Seit August hilft die 24-jährige Seung-Yeon Kim mit. Sie kommt aus Südkorea und packt ein halbes Jahr bei den Waldgeistern mit an: "Ich denke, wir haben viele Kenntnisse über die Natur und die Pflanzen verloren, nach vielen Generationen. Permakultur ist eine gute Anleitung für Anfänger, die wieder mit dem Thema Erde und Natur verbunden werden möchten", so Seung-Yeon Kim.

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Totholzhecke im Permakulturgarten

In der Permakultur geht es darum, mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Es gibt drei Grundprinzipien: Sorge um den Menschen, Sorge um die Erde und das faire Verteilen von Überschüssen. "Das ist der Weg, wie wir nachhaltig in Zukunft enkeltauglich unsere Landwirtschaft gestalten können. Wir müssen sehen, wie wir unser Grundlagen hier erhalten und fördern", so Daniel Frank. Und so kommt im Grunde gar nichts weg – was aus der Natur kommt, bleibt in der Natur. Rinde und Sägespäne, die beispielsweise beim Holzmachen entstehen, verwendet der Verein als Mulch für die Wege. "Blätter können ebenfalls zum Mulchen verwendet werden, vor allem wenn es sich um Süßlaub wie Linde und Ahorn handelt", so Frank. Geringe Mengen Obstlaub funktionieren laut Frank auch noch gut. "Man kann das auch nochmal kurz durch den Rasenmäher jagen, dann ist es schon etwas zerkleinert und verrottet dann auch schneller". Größere Äste verwendet der Verein als Unterbau für neue Komposthaufen und zur Befüllung von Totholzhecken.

Faules Obst landet in den Schlüssellochbeeten

Und was machen die "Waldgeister" mit faulem Obst? Es landet in Schlüssellochbeeten. Ein Schlüssellochbeet ist ein Hochbeet mit einem Kompost in der Mitte. Der Kompost stellt die Nährstoffe für die Pflanzen im Beet zur Verfügung, das heißt, die Pflanzen im Hochbeet können direkt in den Kompost in der Mitte hineinwurzeln. "Da kann auch alles rein, was in der Küche anfällt", erklärt Daniel Frank. Angst, dass sich die Früchte versamen hat er nicht – ganz im Gegenteil. "Ich geben meinen Presstrester vom Apfelsaftpressen auch als Mulch auf die Beete. Da gehen mir dann die kleinen Wildschosse hoch, von den Kernen." Daniel Frank schaut dann, welche gerade und kräftig nach oben wachsen und setzt diese Pflanzen in seine Baumschule.

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Zwei Schlüssellochbeete des Permakulturgartens

Fermentierter Rasenschnitt

Rasenschnitt wird ebenfalls als Mulch ausgebracht oder fermentiert. Der Verein benutzt dafür zwei große Spanndeckelfässer mit ca. 120 Litern Fassungsvermögen. "Der Rasenschnitt wird mit effektiven Mikro-Organismen besprüht, das sind spezielle Bakterien. Grob gesagt sind es Milchsäurebakterien und fotoaktive Bakterien. Diese fermentieren das Ganze", erklärt Frank. Danach muss der Rasen mehrere Wochen in den Fässern reifen. Wichtig ist, dass die Fässer luftdicht sind, sonst kann der Gärprozess gestört werden. Mit dem konservierten Rasenschnitt wird der Boden abgedeckt. "Viele denken, im Winter passiert nichts im Boden, aber das ist nicht der Fall – die Würmer fangen schon bei fünf Grad an zu arbeiten. Und die Würmer brauchen natürlich Futter". Der fermentierte Rasen sei dafür gut geeignet, da er schon aufgebrochen ist und dem Boden direkt zur Verfügung steht.

Kompost und Beeten mit Schafswolle feucht halten

Direkt neben den Fermentierfässern stehen einige Komposthaufen, die mit Schafswolle abgedeckt sind. Die Wolle hat sich Daniel Frank von einem Landwirt besorgt, der rund 300 Schafe hat und nichts mit der Wolle anfangen kann. Damit deckt er Kompoststellen und Beete ab. "Das ist eine ganz wunderbare Sache, weil die Feuchtigkeit bleibt dann drinnen", erklärt Daniel Frank. Gleichzeitig werde der Kompost mit Stickstoff und anderen Nährstoffen versorgt. Und auch bei Gemüsebeeten funktioniere das Prinzip.

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Schafswolle schützt die Komposthaufen vor dem Austrocknen

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Gartenführungen und Youtube-Kanal

Ihr Wissen geben die Vereinsmitglieder in Workshops, Gartenführungen, Beratungen und auf ihrer Webseite und auf ihrem Youtube-Kanal weiter. Hier erhält man beispielsweise auch weitere Infos zu den Themen Aktivkohle, Terra Preta, Effektive Mikroorganismen und Bokashi. Letzteres ist ein selbst hergestellter Dünger aus Küchenabfällen, der genauso wertvoll ist wie reifer Kompost, nur weniger aufwendig. Alle Themen die sie vorstellen, setzen die Vereinsmitglieder auch in ihrem Permakulturgarten um.