In Penzberg sind die ersten von 18 Stolpersteinen durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt worden. An einem geschichtsträchtigen Datum: Genau vor 77 Jahren verübten Nationalsozialisten ein Verbrechen an der Bevölkerung von Penzberg, das als Penzberger Mordnacht in die Geschichte eingegangen ist.
Agathe und Franz-Xaver Fleissner sind zwei der Opfer, die am 28. April 1945 von Soldaten der NS-Organisation Werwolf kurz vor Ende des 2. Weltkrieges ermordet wurden. An ihrem Wohnhaus in der Bürgermeister-Mummer-Straße hat gestern der Kölner Künstler Gunter Demnig zwei Stolpersteine verlegt.
Mitglieder der Organisation "Werwolf Oberbayern" hatten insgesamt 16 Menschen getötet, unter ihnen eine schwangere Frau - dieser wurde jetzt der europaweit 90.000ste Stolperstein zuerkannt. Auslöser für die Hinrichtungen war, dass eine Gruppe um den vormaligen Bürgermeister Hans Rummer das von den Nazis eingesetzte Stadtoberhaupt abgesetzt und versucht hatte, eine friedliche Übergabe der Stadt an die US-Truppen zu erreichen.
Sinnloses Morden kurz vor der Befreiung
Rummer und sieben Mitstreiter wurden von den Nazis erschossen. Weitere acht Menschen wurden danach in einer "Strafaktion" ermordet. Die Penzberger Mordnacht wurde zum Begriff eines der grausamsten Verbrechen in der Endphase des untergehenden NS-Regimes.
Der Penzberger Stadtrat hatte sich einstimmig für die Stolpersteinaktion ausgesprochen. Damit werde die große Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag nachgeholt, die 2020 wegen Corona ausgefallen war, sagte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU).
Das größe dezentrale Mahnmal der Welt
Das 1996 gestartete Stolperstein-Projekt des 1947 in Berlin geborenen Künstlers Gunter Demnig gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, werden vor den einstigen Wohnungen der Opfer im Straßen- oder Gehwegpflaster verlegt - meist von Demnig selbst. Inzwischen gibt es sie den Angaben zufolge in hunderten deutschen Kommunen und in über 20 Staaten Europas, der nördlichste Stolperstein befindet sich am Nordkap, der südlichste wird demnächst auf Kreta an weitere Opfer der Nationalsozialisten erinnern.
Die Stolpersteine seien weithin bekannt und setzten ein Zeichen, sagte Bürgermeister Korpan. "Man wird tagtäglich erinnert: Hier hat jemand gelebt. Hier hat Geschichte stattgefunden." Kritiker der Stolpersteine argumentieren, die Opfer würden so mit Füßen getreten. Korpan sieht anders: "Selbst wenn man drauf steigt: Es macht dem Stein nichts. Auch das hat Symbolwert."
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