Patientin Susanne Mack freut sich auf den neuen Balkon an der Palliativstation des Klinikums Memmingen.

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Palliativstation in Memmingen bekommt dank Spenden einen Balkon

Im Frühling Blumen sprießen sehen oder ein wenig Sonne auf der Haut genießen – vor allem solche Dinge vermissen sterbenskranke Menschen. Die Palliativstation in Memmingen bekommt deshalb nun einen Balkon, finanziert durch Spenden. Von Doris Bimmer

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die meisten Menschen nehmen es in ihrem Alltag kaum wahr, wie schön es sein kann, einfach einmal die Natur einen Moment lang zu genießen. Doch erkrankte Menschen, die nicht mehr die Kraft haben, einfach rauszugehen, vermissen genau diese Kleinigkeiten. Um den Patienten auf der Palliativstation des Klinikums Memmingen diese Freude zu bereiten, wurde dort für einen Balkonanbau gesammelt.

Spenden kamen nur langsam

Maßgeblich vorangetrieben wurde das Projekt von Heike Kahnert. Ihr eigener Mann ist Ende November auf der Station in Memmingen an Krebs gestorben. Die Betreuung war liebevoll, die Pflege perfekt, sagt Heike Kahnert, nur die Sonne auf der Haut habe er vermisst. Von den Plänen des Memminger Klinikums, einen Balkon anzubauen, hörten die Kahnerts erst bei einem der Aufenthalte von Thomas Kahnert auf der Palliativstation.

"Seit es die Palliativstation gibt, seit 2009, hat das Personal aus Spenden von Familien für den Balkon gesammelt. Wir haben uns gesagt: Das kann doch nicht sein, wenn ich das hochrechne, dauert es nochmal 15 bis 20 Jahre, bis das Geld zusammen ist. Das muss doch schneller gehen!" Heike Kahnert

Geld für Balkon ist zusammen

Heike und Thomas Kahnert nahmen alle Kraft zusammen und organisierten im August eine Spendensammlung in Memmingen. Heike Kahnert mobilisierte Freunde, ging in Geschäfte, rührte die Werbetrommel und machte in Sozialen Netzwerken von sich reden. Und das half: Inzwischen sind über 80.000 Euro für den Balkon zusammengekommen – genug, damit im Frühjahr 2018 mit dem Bau begonnen werden kann. Allein die Aussicht auf den Balkon weckt in Patienten wie Susanne Mack neue Kraft.

"Es ist mir sehr viel wert, dass man einfach raus kann an die frische Luft. Dass man nicht nur das Gefühl hat, man ist ein kranker Mensch. Ich bin nicht nur ans Bett gefesselt, sondern kann das draußen auch noch miterleben." Patientin Susanne Mack

Neue Hoffnung für Patienten und Mitarbeiter

Thomas Kahnerts große Hoffnung, die Entstehung des Balkons noch mitzuerleben, hat sich leider nicht erfüllt. Seine Frau Heike wünscht sich nun, dass der Anbau am Geburtstag ihres Mannes am 14. Mai eröffnet wird. Auch die Mitarbeiter der Palliativstation erhoffen sich viel.

"Ich hatte erst vor zwei Wochen einen Menschen, der nur den Wunsch hatte zu sterben, weil er überhaupt keine Lebensqualität mehr gesehen hat für sich. Und da schien auch die Sonne und er hat viel drüber nachgedacht und sein Satz war tatsächlich auch: Vielleicht schaff ich’s ja doch noch, am Fenster zu sitzen und ein bisschen die Sonne zu spüren. Und da dachte ich mir, wie viel schöner wäre es, wenn wir ihn jetzt im Bett auf den Balkon schieben könnten und ihm diese Sonnenkraft zukommen lassen könnten!" Ines Hagner