Die Firmenzentrale des Babynahrungherstellers Hipp in Pfaffenhofen.
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Die Firmenzentrale des Babynahrungherstellers Hipp in Pfaffenhofen. Auch sie war Ziel einer explosiven Postsendung.

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Paketbombe sollte an Babynahrungshersteller Hipp gehen

Nach zwei Lebensmittelfirmen im Südwesten Deutschlands ist nun Ermittlerkreisen zufolge auch der Babynahrungshersteller Hipp Ziel einer explosiven Postsendung gewesen. Das Paket ist in einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen entschärft worden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Sie richten sich alle gegen Unternehmen aus der Lebensmittelbranche: Die Brief- und Paketbomben, die in den vergangenen Tagen an Hersteller in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz adressiert waren. Jetzt sollte eine Paketbombe auch an den Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen gehen. Die Ermittler gehen von einer Serie aus und haben eine Soko eingerichtet.

Paket am Flughafen München entschärft

Das verdächtige Päckchen ist am Mittwochabend im Briefzentrum der Deutschen Post am Münchner Flughafen entdeckt worden. Die Sendung war an den Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen an der Ilm adressiert. Entsprechende Informationen liegen dem Bayerischen Rundfunk aus Polizeikreisen vor. Es wurden Spezialisten der Technischen Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamts hinzugezogen. Im Briefzentrum am Flughafen werden Briefe und kleinere Paketsendungen sortiert. Größere Pakete werden über Aschheim verteilt.

Die am Flughafen sortierten Sendungen gehen an Postleitzahlen, die mit 85 beginnen, das sind Orte im nördlichen Oberbayern. An wen genau das explosive Päckchen gehen sollte, teilten die Ermittlungsbehörden offiziell nicht mit. Nur so viel: Empfänger wäre ein Lebensmittelunternehmen mit Sitz in Bayern gewesen.

Derzeit keine Stellungnahme von Hipp

Beim Babynahrungshersteller Hipp möchte man sich derzeit nicht zu den Vorfällen äußern. Auf die Frage, wie das verdächtige Paket in München identifiziert werden konnte, gab die Anklagebehörde keine Antwort.

Spuren werden gesichert

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks wurden Spezialisten der Technischen Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamts hinzugezogen. Weil bereits zwei Postsendungen explodiert waren, machten sich die Experten mit größter Vorsicht an die Arbeit. Die Entschärfung dauerte bis in die Nacht und gelang. So ist es für die Ermittler möglich, die nicht explodierte Paketbombe akribisch nach Spuren zu untersuchen.

Verletzte bei Explosion bei Lidl

Zuvor war es beim Öffnen eines Briefes am Mittwochnachmittag in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) zu einer Explosion mit drei Verletzten gekommen.

Spezialisten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg durchsuchten mit Sprengstoffspürhunden das gesamte Gebäude, fanden aber keine weiteren verdächtigen Gegenstände. Die Rettungskräfte vor Ort hatten rund 100 Mitarbeiter der Firma in Sicherheit gebracht. Der SWR schrieb am Donnerstag auf seiner Homepage, nach der Explosion habe es noch eine Reihe von Fehlalarmen gegeben. Das Unternehmen zeigte sich tief bestürzt.

Die Polizei sprach von einer größeren Einsatzlage. Das Lidl-Verwaltungsgebäude liegt in einem Industriegebiet. Aus Sicherheitskreisen hieß es, es sei unklar, ob es sich um eine Brief- oder Paketbombe handelte.

Verpuffung bei Getränkehersteller

Bereits am Dienstag war in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) ein Mitarbeiter bei einer Verpuffung in der Warenannahme eines Getränkeherstellers verletzt worden. Laut Polizei war für die Verpuffung ein Paket verantwortlich, das der Mann angenommen hatte. Er erlitt ein Knalltrauma. Die bei den Detonationen Verletzten haben das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen.

Landespolizeipräsidentin geht von Serientäter bei Postsendungen aus

Die Polizei geht von einer Serientat aus. "Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen diesen drei Päckchen", sagte die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz. Details zu möglichen Verdächtigen, Bekennerschreiben oder weiteren Ermittlungen machte sie nicht.

Soko ermittelt - noch kein Motiv

Die Ermittlungen zu allen drei Fällen werden bei den beiden Behörden in Baden-Württemberg zentral gebündelt, "da derzeit von einem Tatzusammenhang ausgegangen wird". Eine Sonderkommission mit über 100 Beamtinnen und Beamten ermittelt auf Hochtouren. Auch das Bayerische Landeskriminalamt sei eng eingebunden. Spezialisten prüften nun die an den Tatorten und an der entschärften Sendung gesicherten Spuren, um möglichst rasch dem Täter oder den Tätern auf die Spur zu kommen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Ein Motiv zeichne sich noch nicht ab.

Lebensmittelverband warnt Mitglieder nach Explosionen

Der Lebensmittelbranche ruft der Branchenverband seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. "Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss", so ein Sprecher. Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie "eingedroschen". Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen.

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