Bianca Ehrich hängt ein Osterei an den Strauch vor der Martin-Luther-Kirche in Schwarzenbruck.
Bildrechte: BR/Lasse Berger

Am Sternenkinder-Osterstrauch in Schwarzenbruck hängt Bianca Ehrich ein Ei für ihr Kind auf, das sie vor der Geburt verloren hat.

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"Okay, da fehlt jemand": Ostern mit den Sternenkindern

Für Menschen, die ihr Kind verloren haben, kann die Trauer an Festtagen besonders groß sein. In Schwarzenbruck läuft vor Ostern eine Aktion, die aufmerksam machen soll auf Eltern von Sternenkindern – also von Kindern, die früh gestorben sind.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Wer Maike Nagel bittet, aus ihrer Vergangenheit zu berichten, bekommt mitunter schon mal ein "Kann ich dir gerne erzählen, pass auf!" als Antwort. Ein Satz, den wahrscheinlich nicht jede Mutter sagt, die schon vier Kinder verloren hat. Doch Maike Nagel will mit ihrer Einstellung schaffen, dass es in der Gesellschaft ein Tabuthema weniger gibt. Das nämlich ist in ihren Augen der Umgang mit einem Sternenkind – also mit einem Kind, das vor der Geburt oder kurz danach gestorben ist. Maike Nagel will den Eltern dieser Kinder zeigen, dass sie nicht alleine sind. Und deshalb hat sie eine Aktion gestartet: den Sternenkinder-Osterstrauch.

Erinnerungen ans Sternenkind

An der Hauptstraße in Schwarzenbruck im Landkreis Nürnberger Land hat sich Maike Nagel einen prominenten Platz für ihren Osterstrauch ausgesucht. Von weitem sieht es nach ganz gewöhnlichem Osterschmuck aus. Nur wer genauer hinsieht, entdeckt auf manchen der Plastikeiern Jahreszahlen und Namen. Namen, von Kindern, die heute nicht mehr leben – oder gar nicht geboren werden konnten. Alle Eltern von Sternenkindern können an der Aktion teilnehmen. Wer nicht aus der Gegend kommt, kann eine Nachricht an Maike Nagel schreiben. "Ich hab' auch schon ein Ei von einer Mama aus Köln aufgehängt", sagt sie.

Trauerbegleiterin statt Politikwissenschaftlerin

Ursprünglich wollte Maike Nagel als studierte Politikwissenschaftlerin in diesem Bereich arbeiten – "aber dann kam das echte Leben dazwischen". Mit 26 Jahren verliert sie zum ersten Mal ein ungeborenes Kind. Wenige Monate später folgt die nächste Fehlgeburt. 2021 erwartet Maike Nagel Zwillinge – doch auch sie schaffen es nicht. "Dann haben wir unsere Tochter bekommen. Sie ist natürlich unser Schatz, das bestbehütetste Kind der Welt, möchte ich sagen", sagt Maike Nagel mit einem breiten Grinsen.

Heute ist sie 32 Jahre alt und arbeitet als Trauerbegleiterin mit der Spezialisierung auf Eltern von Sternenkindern. Maike Nagel weiß, dass die Ostertage für solche Menschen besonders schwer sein können, schließlich sei es ein Familienfest. "Und genau dann fällt auch mal auf: Okay, da fehlt jemand. Oder vielleicht wären hier noch ein, zwei, drei, vier Kinder mehr dabei."

Osterstrauch-Aktion für Eltern

Die Osterstrauch-Aktion soll zeigen, dass Eltern von Sternenkindern nicht alleine sind und wie viele Betroffene es gibt. Auch Bianca Ehrich ist eine von ihnen. 2016 hat sie ihr Kind schon vor der Geburt verloren. Sie ist extra aus Forchheim gekommen, um ihr persönliches Osterei an den Strauch zu hängen. "Da hab' ich schon kurz innegehalten", sagt Bianca Ehrich über den Moment als sie das Ei am Vorplatz der Martin-Luther-Kirche aufgehängt hat.

Gottesdienst als Abschluss

Hier ist zum Abschluss der Aktion am Ostermontag ein Gottesdienst geplant, bei dem für die Kinder und für die Familien gebetet und ein Segen für sie gesprochen werden soll. "Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man etwas hat, mit dem man den Schmerz bearbeiten kann und damit umgehen kann", sagt Pfarrerin Alexandra Dreher, die zusammen mit Maike Nagel den Strauch auf dem Gemeindegelände ausgesucht hat.

Noch bis zum 8. April können Eltern von Sternenkindern Ostereier an den Strauch in Schwarzenbruck hängen. Mit dem Gottesdienst ist die Aktion offiziell abgeschlossen. Die Ostereier der Sternenkinder sollen noch bis Pfingsten hängenbleiben. Und wenn es nach Maike Nagel geht, war diese erstmalige Aktion in Schwarzenbruck nicht die letzte. "Da vorne steht auch eine Tanne. Das heißt, man könnte genauso gut für Weihnachten Anhänger für die Sternenkinder aufhängen."

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