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Obike-Rückzug in München

Die Firma Obike zieht ab heute den Großteil ihrer Leihräder in München ab. Das Unternehmen reagiert damit auf zunehmenden Vandalismus. Im August 2017 waren die Räder über Nacht ohne Vorbereitung der Öffentlichkeit in der Stadt aufgestellt worden.

Eine Erfolgsstory geht anders: Innerhalb kurzer Zeit war München voll mit den gelben Leih-Rädern – und fast genauso schnell wurden sie zum Ziel von Vandalismus. Obikes in der Isar, in Baumwipfeln, an Laternen gehängt, kopfüber oder in Einzelteile zerlegt: Wer in den sozialen Medien nach dem Hashtag #sadobike sucht, merkt schnell, dass es keine Liebesbeziehung zwischen den Münchnern und den gelben Rädern ist.

Das Unternehmen aus Singapur hat inzwischen reagiert. Heute beginnt Obike damit, den Großteil seiner Räder in München wieder einzusammeln. Statt 6.800 sind dann nur noch knapp 1.000 in der Stadt. Ob das bei vielen die Freude an der Zerstörung nimmt, bleibt abzuwarten.

Zu hohe Wartungskosten in München

Obike will die eingesammelten Räder auf andere Städte verteilen. In Deutschland stehen die gelben Räder noch in Berlin, Frankfurt am Main und Hannover. Der Grund für den Abbau in München: Der ständige Vandalismus und die damit verbundene Wartung hätten dafür gesorgt, dass sich der Standort nicht mehr rentiere.

Der Abzug der Obikes bedeutet allerdings auch, dass München sein Ziel bei den Leihrädern verfehlt. Bis zum Jahresende sollten 12.000 von ihnen in der Stadt stehen. Mit den Rädern von MVG und Deutscher Bahn sind es aber nur ungefähr die Hälfte.

Viele Münchner wird der Abzug dennoch freuen, da sie von den herumliegenden Fahrrädern genervt sind. Andere, die die Räder nutzen, klagen häufig über den schlechten Zustand. Aber nicht nur deswegen steht der Anbieter in der Kritik.

Datenleck bei Obike

Eine BR-Recherche hatte im Dezember ergeben, dass Namen, Profilfotos und Bewegungsmuster der Nutzer mindestens zwei Wochen für jeden online abrufbar gewesen waren.

Laut Obike war ein Serverumzug aus China nach Europa für die Sicherheitslücke. "Da es sich bei der Schwachstelle nur um die Sharing-Funktion handelte, waren maximal 100 Nutzer in ganz Deutschland betroffen", teilte das Unternehmen mit. Binnen einer Woche sei das Problem behoben worden.

Diese Sicherheitslücke sorgte auch dafür, dass sich die Berliner Datenschützer mit dem Unternehmen auseinandersetzen. "Es wird ein Prüfverfahren eingeleitet. Dieses Verfahren ist ergebnisoffen", sagte ein Sprecher der Berliner Datenschutzbeauftragten. Die Behörde will von Obike wissen, welche Kunden betroffen waren und ob sie vom Datenleck wussten.

Stadt München gibt Leitfaden heraus

Die Stadt München hat auf das Chaos mit den gelben Rädern inzwischen reagiert und einen Leitfaden für Fahrradverleiher herausgegeben. Empfehlungen und Richtlinien sollen ähnliche Zustände wie mit den Obikes verhindern. Anbieter sollen beispielsweise nur noch fünf Räder pro Standort aufstellen.

Die Unternehmen sind auch aufgefordert, die Kunden besser über Abstellmöglichkeiten zu informieren. Zudem gibt es Fristen, wie lang ein unbenutztes oder beschädigtes Rad öffentlich stehen darf. Der Leitfaden richtet sich aber auch an die Nutzer: Sie sollen die Räder bitte nicht in Parks, auf Gehsteigen oder – auch schon passiert – in Rettungswegen abstellen.

Reiter fordert Gesetz für Leihfahrräder

Wenn es nach Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter geht, soll dieser Leitfaden Basis für ganz Bayern werden. In einem Brief an das bayerische Innenministerium fordert er, dass die Richtlinien Teil eines bayerischen Gesetzes für Fahrradverleih werden.

Bis das soweit ist, wird wahrscheinlich noch das eine oder andere Obike die Isar hinabfließen.