Die Regierung von Oberbayern muss entscheiden, ob eine Entnahme von Wölfen im bayerischen Oberland zulässig ist.
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Die Regierung von Oberbayern muss entscheiden, ob eine Entnahme von Wölfen im bayerischen Oberland zulässig ist.

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Oberland: Landrat Anton Speer will Wolf abschießen lassen

Der Streit um die Wölfe im bayerischen Oberland hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen hat jetzt einen Antrag zur Entnahme des Wolfes, also den Abschuss, bei der Regierung von Oberbayern eingereicht.

Der Aufschrei bei Tierschützern ist groß. Doch Anton Speer (Freie Wähler), der Landrat von Garmisch-Partenkirchen, weiß sich nicht mehr anders zu helfen. Er sieht die Weide- und Almwirtschaft in Gefahr. Darum hat er jetzt einen Antrag zur Wolf-Entnahme bei der Regierung von Oberbayern gestellt.

Drei Wölfe im bayerischen Oberland bestätigt

Mindestens drei Wölfe sind derzeit im bayerischen Oberland unterwegs: zwei Männchen und ein Weibchen. Das wurde vom Senckenberg-Institut in Frankfurt im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) genetisch belegt. Das LfU spricht von durchziehenden Wölfen.

Weder eine Aussage zur Paarbildung noch zur verwandtschaftlichen Beziehung der Tiere könne aktuell anhand der Daten abgeleitet werden, heißt es auf BR-Anfrage. Standorttreu ist ein Wolf nach allgemeinen Kriterien sowieso erst, wenn er über ein halbes Jahr in einem Gebiet nachgewiesen wird oder es zu einer Pärchenbildung kommt.

Der Garmisch-Partenkirchner Landrat Anton Speer (Freie Wähler) ist trotzdem alarmiert. "Wir haben beinahe täglich Sichtungen, speziell im Ammertal und nördlich bis ins Staffelseegebiet," sagt er. Er befürchtet eine Rudelbildung und erhebliche Auswirkungen auf die Landschaft.

Kulturlandschaft ist durch den Wolf in Gefahr

Wenn Landwirte aus Angst vor dem Wolf ihre Tiere nicht mehr auf die Alm treiben, würde die Kulturlandschaft verloren gehen, so die Sorge von Landrat Anton Speer. Seltene Pflanzen und Tiere würden ihren Lebensraum verlieren und die Berggipfel zuwachsen. Allein im Landkreis Garmisch-Partenkirchen leisten rund 2.500 Schafe einen wertvollen Naturschutz. Die Berglandschaft würde sich ohne Beweidung radikal verändern, sagt Joseph Grasegger, Vorsitzender des Landesverbands bayerischer Schafhalter. Landrat Speer sehe keinen Spielraum mehr, sagt er BR24. Entweder Almwirtschaft oder Wolf. Zum Erhalt der Landschaft stelle er den Antrag zur Entnahme.

Wolfsabschuss sei keine dauerhafte Lösung

Vonseiten des Bund Naturschutzes (BN) widerspricht man einem solchen Abschuss. BN-Wolfsexperte Uwe Friedel sieht in einer Entnahme nur eine kurzfriste Lösung. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis weitere Wölfe kommen würden. Stattdessen fordert er umfassende Herdenschutzmaßnahmen.

Zwei Seiten umfasst der Antrag, den Speer unterschrieben hat. Dazu kommen neun Seiten Begründung, heißt es vom Landratsamt. Der Landrat fordert von der Regierung eine Allgemeinverfügung für den Landkreis, die eine Ausnahme vom Bundesnaturschutzgesetz (§44) ermöglicht.

Abschuss nur in Ausnahmefällen möglich

Der Wolf hat einen extremen Schutzstatus. Ein Abschuss ist als allerletzte Möglichkeit und Ausnahme vorgesehen. Laut dem Bundesumweltministerium dürfen Wölfe nur entnommen werden, wenn sie auffällig gegenüber Menschen geworden sind oder mehrfach Herdenschutzmaßnahmen überwunden haben und die Gefahr besteht, dass sie hohe wirtschaftliche Schäden anrichten. Die Regierung von Oberbayern wird den Antrag aus Garmisch-Partenkirchen zeitnah prüfen und entscheiden, ob die eingereichten Gründe für eine Allgemeinverfügung ausreichen.

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