Franz Opperer sitzt für die Grünen im Stadtrat in Rosenheim und ist Mitglied der Kirchenverwaltung der Heilig-Blut-Kirche. Er ist sich der Situation durch ukrainische Geflüchtete bewusst. 1,4 Millionen Menschen habe Deutschland aufgenommen. Und: "Wir können auch eine deutlich höhere Flüchtlingsbewegung aus Syrien erkennen." Durch das Erdbeben sei den Menschen dort die Lebensgrundlage entzogen worden.
Grünenpolitiker: Zu wenig Engagement der Kirchen
Aber wie an so vielen Orten in Bayern sind die Flüchtlingsunterkünfte auch im oberbayerischen Rosenheim überfüllt. Die Geflüchteten würden in Turn- und Gewerbehallen, in Hotels und Privatunterkünften untergebracht. Doch nach Meinung von Franz Opperer gibt es eine Institution, die noch mehr tun könnte: die Kirche. Die Kirche habe sehr viele Immobilien, ehemalige Pfarrhäuser, die leer stehen, leerstehende Schulen oder Internate, Klöster. "Mir fehlt hier ein wenig das Engagement."
Kirchen verweisen auf Einzelprojekte, keine Statistik
Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks an die bayerischen Bistümer und die evangelisch-lutherische Landeskirche schicken alle die gleiche Antwort: Man stelle Gebäude bereit. Das Erzbistum München-Freising zum Beispiel das "Haus Hildegard" in Birkenstein, das Bistum Augsburg das Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg oder das Bistum Eichstätt das Collegium Orientale. Wie viele Geflüchtete insgesamt in kirchlichen Gebäuden untergekommen seien, wisse man nicht exakt zu beziffern.
Missionsbenediktinerinnen stellen Gelände für Container
Beim Kloster der Missionsbenediktinerinnen in Tutzing am Starnberger See soll jetzt auf dem Parkplatz des Klosters eine Containeranlage entstehen, für bis zu 150 Menschen. Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen: Diese Entscheidung ist den Tutzinger Missionsbenediktinerinnen leichtgefallen, sagt die Priorin Schwester Rachel Feller. "Wenn wir da sagen, wir wollen unseren Garten behalten, dann büßen wir an Glaubwürdigkeit ein, das geht nicht." Dass die Kirche noch mehr Gebäude bereitstellen könnten, bestreitet sie nicht. Aber: Die Bewohner in vielen klösterlichen Gemeinschaften, die viel Platz hätten, seien mehrheitlich über 70 Jahre alt. Und die müssten dann alle möglichen Vorgaben umsetzen, was sie überfordere.
Im Landkreis Starnberg seien die Kirchen sowieso schon wichtige Partner für die Kommunen, bestätigt der Landrat Stefan Frey. Er wiederum sieht den Bund als anderen großen Immobilienbesitzer in der Pflicht: "Wir haben hier zwei Kasernen, und in der einen Kaserne sind drei, vier Häuser verfügbar." Dort gebe es auch große Freigelände. "Die würde ich gerne haben, um da auch Container zu bauen." Hier brauche es allerdings die Unterstützung des Bundesinnenministeriums. Egal ob Bund, Gemeinden oder Kirchen - es brauche schnelle Lösungen, damit neue Geflüchtete nicht obdachlos bleiben.
Video: Abendschau - Mehr Engagement von Kirchen gefordert

Mehr Engagement für Geflüchtete von Kirchen gefordert
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