Eigentlich wäre es ihr großer Tag gewesen: Benigna Munsi hätte als Christkind um 17.30 Uhr auf der Empore der Nürnberger Frauenkirche zum zweiten Mal mit einem Prolog den Christkindlesmarkt eröffnet, der jedes Jahr um die zwei Millionen Gäste anzieht.
Wegen der Corona-bedingten Absage hat Munsi aber, statt live von der Kirchenempore zu sprechen, eine Weihnachtsbotschaft aus dem Studio Franken gesendet, um den Menschen etwas Trost zu spenden.
Nostalgisch bei Bildern vom Markt im vergangenen Jahr
"Mein Markt bleibt immer jung" heißt es im Prolog und so hofft das "Christkind", dass gerade in diesem Jahr ohne Christkindlesmarkt, die Menschen sich gern und umso mehr an das Schöne des Marktes erinnern. Auch sie werde ein wenig nostalgisch, wenn sie Bilder vom vergangenen Jahr sehe, so Munsi.
Darüber hinaus wünschte sie als Christkind allen eine besinnliche und friedliche Weihnachtszeit im Kreise von Familien und Freunden und bat darum, einander zu helfen und für einander da zu sein. Natürlich hoffe sie vor allem, dass die Menschen in diesen Zeiten auf sich Acht geben. "Bleibt gesund", lautete eine Botschaft deshalb.
Wochen- statt Christkindlesmarkt
Am Morgen war Munsi noch auf dem Hauptmarkt unterwegs und hat sich von der Empore der Frauenkirche den ganz anderen Markt angeschaut: statt weihnachtlicher Buden nur der ganz normale Wochenmarkt-Betrieb – und auch der ist wegen der Corona-Auflagen ausgedünnt.
"Das ist nicht der Markt, den ich kenne", sagte Munsi mit Blick auf das Geschehen. Ihr fehle der direkte Kontakt zu anderen. "Ich bin in Gedanken bei den Menschen, aber ich kann nicht direkt sehen, welche Freude ich mache." Umso glücklicher sei sie, wenn sie Post bekomme, in der die Leute von Erlebnissen mit ihr schreiben und sich noch gern daran erinnern.
Christkind ist heuer online für die Menschen da
Auch wenn in diesem Corona-Jahr ihre Aufgaben ganz anders aussehen, werde sie dennoch für die Nürnbergerinnen und Nürnberger da sein, so Munsi. Etwa mit Online-Lese- oder per Telefonsprechstunde. Ihre Amtszeit wird sie nicht verlängern. Munsi hat nach ihrem ersten Amtsjahr im Frühjahr mit dem Schauspielstudium in Passau begonnen.
Vorweihnachtliche Stimmung auf Markt ist getrübt
Und der Markt selbst? Leer, wenige Buden und viel Platz. So hat sich der Hauptmarkt den Besuchern an diesem eigentlichen Eröffnungstag für den Christkindlesmarkt gezeigt. Ganz allein waren die Gäste auf dem Wochenmarkt zwar nicht, doch viel Kundschaft war nicht zu sehen. Ein wenig hat die vorweihnachtliche Stimmung tagsüber gefehlt, doch am Abend verbreiteten die beleuchteten Christbäume zumindest ein wenig Weihnachtsglanz.
Markthändler und Händlerinnen rücken zusammen
Eine der Schaustellerinnen, die normalerweise auf dem Christkindlesmarkt einen Stand am Schönen Brunnen hätte, ist Charlotte Grunow. Auch sie hat durch die Corona-Zeit starke finanzielle Einbußen.
Aber Grunow betont, dass sich gerade jetzt die Markthändler und Markthändlerinnen solidarisch zeigten: "Alle rücken zusammen und helfen sich gemeinsam." So verkaufe sie jetzt in ihrem Geschäft neben Seife und Papier auch Zwetschgenmännla. Man müsse einfach das Beste aus der Situation machen und auf das nächste Jahr hoffen.
Auch finanziell großer Verlust für Nürnberg
Nach Angaben des Nürnberger Wirtschaftsreferenten Michael Fraas verursacht die Absage des Christkindlesmarktes auch finanziell starke Ausfälle. Mit Übernachtungen, Taxifahrten, Verkäufen und Verzehr bezifferte er die Umsätze auf insgesamt rund 180 Millionen, die jetzt noch zum ohnehin schon vorhanden Corona-Minus hinzukämen.
Allerdings, so betont Fraas, sei auch für ihn der emotionale Verlust am schwersten. Ebenso bedauert Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, dass er nicht von seinem Büro im Rathaus zusehen konnte, wie das Christkind den Prolog spricht. Und natürlich denke er dabei auch an all die Besucher und Nürnbergerinnen und Nürnberger, die sich auf diesen Abend und den Christkindlesmarkt gefreut haben.
Bildrechte: BR
Der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt hätte ab heute wieder rund zwei Millionen Besucher in die Stadt gelockt. BR-Reporter Tobias Burkert will herausfinden, ob auf dem Hauptmarkt stattdessen einsame Tristesse herrscht.
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