Es ist ein kalter, klarer Winterabend am 2. Januar 1945 in Nürnberg. Um 18.43 Uhr heulen die Sirenen: Fliegeralarm. Dann kommen die britischen Bomber. Sie werden Nürnberg nahezu komplett zerstören.
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Die zerstörte Nürnberger Altstadt

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Nürnberger Bombennacht: Seltene Einblicke in Luftschutzbunker

Am 2. Januar 1945 wurde Nürnberg bei Bombenangriffen der britischen Royal Air Force fast dem Erdboden gleichgemacht. In Erinnerung an diese Bombennacht ist ein lang verschlossener Bunker in der historischen Stadtmauer wieder zugänglich.

Hinter einer unscheinbaren Tür unterhalb des Neutorturms verbirgt sich ein Luftschutzbunker in der Nürnberger Stadtmauer. Jahrzehntelang war der Bunker für die Öffentlichkeit unzugänglich. Nun bietet der Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. anlässlich der Bombennacht in Nürnberg am 2. Januar 1945 Sonderführungen an. Es ist ein seltener Einblick.

"Ruhe bewahren": Bei Luftangriffen war Bunker überfüllt

Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg drängten sich die Menschen hier in den hohen, engen Wehrgängen aus dem 16. Jahrhundert. "Die Stadtmauer ist so massiv, dass die Menschen hier Zuflucht vor den Bomben fanden", berichtet Ralf Arnold, der Vorsitzende des Fördervereins. "Ruhe bewahren" und "Gerüchte verbreiten ist Landesverrat" steht groß an der Wand.

Der Bunker war für 323 Menschen ausgelegt. Bei Luftangriffen drängten sich aber noch viel mehr Nürnberger in den Gewölbegängen, teilten sich die wenigen Toiletten, die aus Blecheimern mit hölzerner Klobrille bestanden, so Arnold. In der Bombennacht harrten vor allem Frauen und Kinder in dem Sandsteingewölbe aus.

Feuersturm über Nürnberger Altstadt

Es war ein kalter, klarer Winterabend an diesem 2. Januar in Nürnberg. Um 18.43 Uhr heulten die Sirenen und die Menschen brachten sich in unterirdischen Kellern und Bunkern in Sicherheit. Zwar war Nürnberg schon früher bombardiert worden, doch an diesem Tag warfen 521 Flugzeuge der britischen Royal Air Force innerhalb von nur einer halben Stunde 6.000 Spreng- und 1.000.000 Brandbomben über der Stadt ab. Innerhalb einer knappen Stunde war die Nürnberger Altstadt von den Kampfbombern großflächig zerstört worden.

Zwei Drittel der Weltkriegsbomben auf Deutschland fielen von Ende 1944 bis April 1945 – besonders viele in Bayern. Sie zerstörten die historischen Innenstädte von Nürnberg, München und Würzburg. Nürnberg war dabei für die Alliierten in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Ziel: Ein wichtiger Industriestandort und zugleich vor dem Zweiten Weltkrieg ein einmaliges Kleinod mittelalterlicher Baukunst und weltweit bekannt als Inbegriff deutscher Romantik. Gleichzeitig aber auch die Stadt der Reichsparteitage, in der Adolf Hitler sein Ideal einer deutschen Stadt feiern ließ. Für die Alliierten und für die Deutschen gleichermaßen war Nürnberg ein wichtiges Symbol.

Nürnberger Altstadt fast dem Erdboden gleichgemacht

Dennoch blieb die Nürnberger Altstadt bis kurz vor Kriegsende weitgehend unversehrt – bis zur Bombennacht des 2. Januar 1945, als die britische Royal Air Force ihre Bomben über der Stadt fallen ließ. Als um 20.13 Uhr Entwarnung gemeldet wurde, waren 1.850 Menschen tot, 4.553 Wohnhäuser zerstört, 100.000 Menschen obdachlos. Der Stadtkern bis zu 95 Prozent zerstört.

Noch heute werden immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg und dieser Bombennacht im Stadtgebiet gefunden. Auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs müssen diese gefährlichen Relikte entschärft werden, etwa in der Nähe des früheren Rangierbahnhofs im Nürnberger Süden, am Hauptbahnhof oder an der Stadtgrenze zu Fürth – und ein Ende ist nicht in Sicht.

"Bombennächte – Der Tod aus dem Himmel"

Bei den Sonderführungen mit dem Titel "Bombennächte – Der Tod aus dem Himmel" verdeutlichen Bilder und Tonaufnahmen den Schrecken der Luftangriffe. Dabei geht es nicht nur um Nürnberg. Der Verein greift auch die Geschichte und Entwicklung des modernen Bombenkrieges auf. Die rund 75-minütigen Führungen sind zwischen dem 2. und 15. Januar geplant.

Blick in ein Bunkergewölbe, im Vordergrund eine offene massive Stahltür
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Führung durch einen Bunker in Nürnberg

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