Die Kulturstiftung der Länder hatte die acht Bewerber aus Deutschland eingeladen, um in dreiminütigen Vorträgen zu präsentieren, warum sie sich für 2025 als Kulturhauptstadt bewerben. Bis gestern mussten die Bewerbungsunterlagen abgegeben werden. Außer Nürnberg bewerben sich auch die Städte Chemnitz, Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Zittau um den Titel. Jedes Jahr dürfen sich zwei europäische Städte "Kulturhauptstadt Europas" nennen. Neben einer deutschen wird so 2025 auch eine slowenische Stadt den Titel tragen.
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Nürnberg bewirbt sich unter dem Motto "Past Forward"
Der Leiter des Nürnberger Bewerbungsbüros, Prof. Hans-Joachim Wagner, zeichnete in seinem Vortrag ein ambivalentes Bild von Nürnberg. Mit Bratwurst und Lebkuchen, der Burg und Dürer, aber auch mit dem Reichsparteitagsgelände und einer prägenden Zeit während des NS-Regimes. Aus der Geschichte lernen, mit der Vergangenheit im Hinterkopf für eine bessere Zukunft werben und wirken, das stellen sich die Nürnberger als Aufgabe für die Zeit als Kulturhauptstadt. Und das drücken sie mit dem Motto „Past Forward“ aus, das aus dem Englischen heraus mehrdeutig zu interpretieren sei.
Starke Konkurrenz
Bei der heutigen Bekanntgabe in Berlin hatten alle deutschen Bewerberstädte drei Minuten Zeit, ihre Stadt zu präsentieren. Die Mitbewerber präsentierten ihre Bewerbungen auf ganz unterschiedliche Weise. Dresden schickte die Geschäftsführerin des Dresdner Backhauses ins Rennen, Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller. Vom Dresdner Stollen über Pegida bis zur Kultur wusste die gebürtige Münchnerin für ihre Wahlheimat zu überzeugen. Besonders originell präsentierte der Büroleiter Thomas Harling die Bewerbung für Hildesheim – frei nach Shakespeare begann er mit dem Zitat „The Beet or not the Beet“, denn die (Zucker-)rübe, the Beet, prägte die Region Hildesheim. In der Region gebe es Stimmen, ohne Rübe keine Kultur. Über Rüben und Rosen kam er zum Sinn des Lebens, und hoffte, zumindest Hamlet hätte diese Bewerbung gefallen.
Mitbewerber zeigen teilweise kreative Ideen
Einen ganz anderen Weg beschritt Hannover. Hier präsentierte die Schauspielerin Hannah Gibson als einzige ihre Rede in geschliffenem Oxford-English, in der sie nicht über die Vorzüge der Stadt sprach, sondern über die Krise in der EU, den Brexit, die Flüchtlingspolitik. Und als besonderen Ausdruck schwieg sie am Ende mehr als 40 Sekunden bei drei Minuten Redezeit.Politisch präsentierte sich auch Zittau – als Region der Grenzen, und als ungeschönter Spiegel der europäischen Einigung. Zusammen mit Polen und Tschechien will Zittau Brückenbauer über Grenzen werden – als mögliche Kulturhauptstadt Europas 2025.
Nächstes Jahr steht Gewinner fest
Im Dezember wird zunächst bekanntgegeben, wer eine Runde weiterkommt. Im Sommer nächsten Jahres werden diese Bewerberstädte dann von der Jury besucht. Voraussichtlich im Oktober 2020 steht fest, welche deutsche Stadt die Europäische Kulturhauptstadt 2025 sein wird.