Secondhand-Ware im Sozialkaufhaus "Neue Arbeit" in Neu-Ulm
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Im Sozialkaufhaus "Neue Arbeit" in Neu-Ulm werden Langzeitarbeitslose wieder in das Berufsleben integriert.

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Neustart: Sozialkaufhaus in Neu-Ulm hilft Langzeitarbeitslosen

Das Sozialkaufhaus "Neue Arbeit" in Neu-Ulm führt Langzeitarbeitslose behutsam zurück ins Berufsleben. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen verkaufen sie Secondhand-Ware. Doch das ist bei Weitem nicht alles, was das Kaufhaus bietet.

Wer arbeitslos ist, dem fehlt etwas, das beschreibt ja bereits das Wort. Dabei geht es nicht um Geld, sondern um Erfüllung, Struktur oder sogar Lebenssinn. Wer lange Zeit arbeitslos ist, dem fällt es besonders schwer, zurück in den Job zu kommen. Daher gibt es Fördermaßnahmen der Jobcenter, durch die Menschen der Weg zurück in den Arbeitsmarkt leichter gemacht werden soll.

Stück für Stück gelingt der Weg zurück 

Viele der Menschen haben die unterschiedlichsten gesundheitlichen oder privaten Probleme. Bei der "Neuen Arbeit" sind sie wieder Teil des Berufslebens, ohne dass sie der Druck überfordern könnte. "Wir wollen den Menschen einen geschützten Bereich bieten", sagt der stellvertretende Regionalgeschäftsführer der "Neuen Arbeit", Oliver Riegg. Er ist für zwei Filialen zuständig, eine in Ulm und eine in Neu-Ulm. "Man muss hier nicht vom ersten Tag an 100 Prozent geben, wie auf dem freien Arbeitsmarkt, wir können die Personen Stück für Stück in das Arbeitsleben zurückbringen."

Auch der Chef ist ein Quereinsteiger 

Eine Statistik darüber, wie viele ehemalige Mitarbeiter nach ihrer Zeit im Sozialkaufhaus einen Job finden, hat Riegg nicht. Aber er hört immer wieder von Erfolgsgeschichten. Er selbst ist auch Quereinsteiger, promovierte als Historiker. Über Sprachkurse für Geflüchtete kam er dann zur "Neuen Arbeit", und blieb. Menschen wieder fit für den Arbeitsmarkt und auch fürs Leben zu machen, ließ ihn nicht mehr los.

Kunden können mit ihrer Kleidung Geld verdienen 

Kleidung, Geschirr, Bücher, DVDs und mehr, all das gibt es in der "Neuen Arbeit" in Neu-Ulm. Das meiste sind Spenden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Kleidung auf Kommission abzugeben. Dann erhalten die Kunden 40 Prozent des Verkaufspreises als Provision. Ein Großteil der Kleidungsstücke kostet zwischen fünf und sieben Euro, einige sind sogar günstiger, nur wenige, ganz besondere Stücke sind bis zu 40 Euro teuer. 

In der "Neuen Arbeit" werden auch Freundschaften geknüpft 

Gepflegt wird die Verkaufsfläche neben einigen Festangestellten und den Menschen in Fördermaßnahmen auch von Ehrenamtlichen. Eine von Ihnen ist Ruth Kretzschmar. Sie engagiert sich seit sieben Jahren im Sozialkaufhaus. Bevor sie in Rente ging, war sie "Schreibtischtäterin in einer Amtsstube", erzählt sie. Heute genießt sie das Kaufhaus-Flair. Ihr fällt immer wieder auf, dass die "Neue Arbeit" auch ein Treffpunkt für Menschen ist, die sonst oft viel alleine sind. "Die treffen sich dann zu denselben Zeiten immer wieder und dann entstehen daraus auch Freundschaften, dass man sich auch privat trifft."

Ähnliche Projekte in ganz Deutschland

Neben dem Verkauf bietet die "Neue Arbeit" auch Bildungsangebote, Sprachkurse und Hilfe im Haushalt an. Die Kaufhäuser gehören zum Paritätischen Sozialdienst Heilbronn. Das Mutterunternehmen wiederum gehört zum Paritätischen Wohlfahrtsverband, der sich in ganz Deutschland in verschiedenen Themenbereichen engagiert. Dazu gehört unter anderem die Flüchtlingshilfe, die Altenpflege und auch die Versorgung Bedürftiger mit Essen. Die Gehälter der Mitarbeiter werden deutschlandweit teilweise vom Jobcenter oder der Caritas komplett, oder zu Teilen übernommen. 

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