Die Altmühl, sagen sie hier, sei der längste See Deutschlands. Weil sie so langsam fließt. Neben dem Fluß ragen hohe Jurafelsen in die Höhe. Die Gräser am Ufer sind saftig grün. Doch die Idylle durchschneidet Baustellenlärm. Ein Bagger gräbt sich in der Nähe von Kipfenberg in die Altmühl. Die grünen Gräser am Ufer hat er weggeschaufelt. Der Landschaftspfleger vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, Martin Burkhart, hat ihn bestellt - aus gutem Grund
"Wir haben jetzt hier in der ehemaligen Flussschleife der Altmühl wieder reaktiviert. Als Altarm, das heißt, es ist am Unterstrom angebunden, vernetzt also mit dem Flusslauf." Martin Burkhart, Landschaftspfleger
Wichtiger Lebensraum zum Ablaichen
Die Altmühl bekommt in einem ihrer geraden Abschnitte eine Kurve eingebaut. Damit sie dort wieder fließt wie früher. Das so entstandene Altgewässer ist für viele Lebewesen ein wichtiger Lebensraum.
"Zum Beispiel Fische nutzen diese Altgewässer zum Ablaichen, auch Jungfische ziehen sich hier zurück. Es ist Lebensraum für andere Gewässertiere wie Libellen und Amphibien. Also: ein fantastischer artenreicher Lebensraum." Martin Burkhart, Landschaftspfleger
Vernichtet zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Seit über einem Jahr ist der Bagger im Auftrag des Ingolstädter Wasserwirtschaftsamtes im Einsatz. Kernstücke der Maßnahme sind die Altgewässer, die durch Flussbegradigungen Anfang des 20. Jahrhunderts vernichtet worden sind.
Der natürliche Verlauf wird wieder ausgegraben. Die Maßnahme hier an der Altmühl ist beispielhaft für ganz Bayern. Eine EU-Richtlinie will es so. Allerdings müssen die Wasserwirtschaftsämter erst einmal die ufernahen Flächen kaufen, sagt Landschaftspfleger Martin Burkhart.
"Momentan ist es schwierig, an Flächen zu kommen. Die Flächen haben wieder an Bedeutung und Wert gewonnen. Und mit ganz normalen ortsüblichen Bodenpreisen, die wir anbieten, ist es schon schwer Grundstücksflächen an der Altmühl zu erwerben. Das muss man schon sagen." Martin Burkhart, Landschaftspfleger
Kampf gegen Hochwasser
Deshalb sucht Martin Burkhart den Dialog mit den Landwirten. Denn er hat ein überzeugendes Argument. Durch die Ent-gradigung des Flusses ist Hochwasser weniger gefährlich und tritt nicht so schnell über.
Insgesamt entwickelt sich die Renaturierung so, wie die Altmühl fließt: sehr, sehr langsam. Ende des Monats ist der Bagger hier nahe Eichstätt zwar fertig, es dauert dann aber noch Jahre bis die Altmühl wieder aussieht wie vor hundert Jahren.