Portrait Prof. Dr. Klaus Markstaller
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Prof. Dr. Klaus Markstaller ist der neue Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums in Augsburg.

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Neuer Uniklinik-Chef: Medizinpark statt Krankenhaus

Ab heute ist Prof. Dr. Klaus Markstaller Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums in Augsburg. Der gebürtige Nürnberger wechselt aus Wien nach Augsburg und hat eine klare Vision, wie er die Klinik künftig aufstellen möchte.

"Ein passionierter Arzt, international geachteter Experte für Anästhesie und ein enorm erfahrener und hochkompetenter Klinikmanager" – so würdigte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume den neuen ärztlichen Direktor des Augsburger Uniklinikums, Prof. Dr. Klaus Markstaller. Zuletzt leitete Markstaller die Klinik für Anästhesie an der Medizinischen Universität in Wien, dem AKH. Während der Corona-Pandemie saß der 53-Jährige unter anderem im obersten Sanitätsrat der Republik Österreich.

Doch auch mit Bayern und Süddeutschland verbindet Markstaller viel: Geboren wurde er in Nürnberg, in Würzburg und Stuttgart hat er gelebt, in Tübingen und Ulm studiert. Mindestens für die nächsten fünf Jahre ist Klaus Markstaller nun am Uniklinikum in Augsburg. Mediziner wollte er nach eigener Aussage schon immer werden, weil er den Arztberuf als besonders sinnvolle Tätigkeit ansieht. In Augsburg will er nun auch seine Vision von moderner Medizin einbringen, erläutert er im Interview mit BR24.

Herr Markstaller, Sie kommen vom AKH Wien jetzt nach Augsburg, also von einem sehr renommierten und bekannten Haus zu einer noch eher jungen Universitätsklinik: Liegt darin der Reiz, dass Sie etwas Neues und Junges noch gestalten können?

Ja, ich glaube, da liegt eine große Chance drin. Augsburg ist sehr spannend, weil es ein sehr großes und auch wirklich sehr anerkanntes und etabliertes Klinikum auf der einen Seite ist und auf der anderen Seite eine ganz junge Fakultät. Also fast könnte man sagen: ein Start-up. Diese Kombination ist natürlich spannend, weil hier Veränderungen anstehen. Denn immer, wenn Veränderung ansteht, besteht Gestaltungsspielraum und die Chance etwas Besonderes zu schaffen und es irgendwie besonders gut zu machen. Das ist sicher reizvoll.

Neubau der Uniklinik Augsburg wäre eine Chance

Das Gesundheitssystem allgemein steht vor großen Herausforderungen. Was sind die großen Herausforderungen und Veränderungen, die in Augsburg anstehen?

Es gibt Herausforderungen, die das gesamte Gesundheitssystem betreffen, die auch an Augsburg nicht vorbeigehen. Es gibt den bekannten Fachkräftemangel. Es gibt weitere Krisenherde: Energie ist ein Thema, das auch in Krankenhäusern wesentlich ist. Die Pandemie oder Variationen davon könnten noch eine Rolle spielen. Das ist eine bewegte Zeit. Das trifft alle. Das trifft natürlich auch Augsburg. Aber dann gibt es spezifische Dinge, die in Augsburg anstehen und für zusätzliche Veränderungen, aber damit auch für zusätzliche Chancen sorgen. Zum Beispiel eine Generalsanierung, oder viel besser noch ein Neubau des Klinikums. Bau kann immer sehr viel verändern, auch in der Art und Weise, wie Personen zusammenarbeiten.

Das Gebäude ist bereits 40 Jahre alt: Sie tendieren ganz klar Richtung Neubau. Wie sieht Ihre Vision vom "Medizinpark Augsburg" aus?

Ein Neubau bietet natürlich sehr viel mehr Chancen als eine Sanierung im laufenden Betrieb. Sanierungen im laufenden Betrieb sind für Patientinnen und Patienten, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr belastend und bergen hohe finanzielle Risiken, weil man ja auch nicht immer genau weiß, was in solchen Bauten alles zum Vorschein kommt.

Ein Neubau bietet die Möglichkeit, Medizin modern zu denken. Was mit dem Wort "Medizinpark" gemeint ist: Wir müssen wegkommen von diesem Gedanken, der sich in dem Begriff "Krankenhaus" wiederfindet. Ein Krankenhaus ist ein Haus für Kranke und es suggeriert, dass jeder, der in diesem Haus ist, irgendwie eben krank ist. Und jeder, der draußen ist, ist gesund. Diese Denkweise kommt noch aus einer Zeit, vor allem mit Infektionskrankheiten, wo man eben Kranke absondern wollte. Das ist nicht mehr modern. Jeder Mensch hat gewisse Risikofaktoren, manche haben auch Diagnosen, das müssen ja nicht immer schlimme sein.

Anderer Name für Krankenhaus

Und wer ins Krankenhaus geht, hat natürlich als Patient einen Anlass dazu, hat eben auch Risikofaktoren oder eine Erkrankung. Wenige haben auch eine schwere Erkrankung, an der Universitätsklinik sogar besonders viele. Aber insgesamt sollte ein Krankenhaus einen anderen Namen haben, denn es muss ein Teil unserer Gesellschaft sein: von der Prävention über die Behandlung chronischer Erkrankungen bis hin zur Behandlung schwerer Erkrankungen. Aber letztlich muss es ein angenehmer Ort sein und nicht eine Art Absonderung, wo jeder sagt: "Ich will da nicht mal hinschauen."

Im Moment ist vor allem die finanzielle Situation ja sehr angespannt. Wie realistisch ist es, Ihre Vision eines "Medizinparks" umzusetzen, und wie könnte sie konkret aussehen?

Es ist klar, dass viele Dinge immer an Finanzen hängen, aber nicht alle. Sie können in einem Bereich, wo eine Universitätsklinik ist, auch Themen hereinbringen, die mit dem täglichen Leben zu tun haben und angenehm sind. Ich sage nur mal zum Beispiel Restaurants. Sie haben ein riesiges Klinikum mit 7.000 Angestellten, da sind Patientinnen und Patienten, da sind Angehörige. Warum gibt es in diesem Bereich nicht zum Beispiel angenehme Restaurants oder andere Aufenthaltsorte, die dazu führen, dass man auch gerne dorthin kommt?

Das UK ist ja geografisch gut gelegen, Platz wäre auch da. Es gibt, wenn es einen Neubau gibt, ja den Altbau, der gegebenenfalls auch unter ökologischen Gesichtspunkten vielleicht nicht komplett abgerissen, sondern nachgenutzt werden könnte. Schulungszentren, Plätze für Start-ups, wo junge Menschen kreativ mit der Universität und der Universitätsklinik interagieren können. Da gibt es schon moderne Ansätze, die nicht immer nur alle viel Geld kosten, sondern die einfach umgesetzt werden könnten unter den Vorgaben eines Neubaus.

Treffen Sie mit diesen Ideen auf offene Türen oder ist die Reaktion eher zurückhaltend? Wie ist Ihr Gefühl?

Ich spüre eine Offenheit, innovative Ideen ernsthaft zu denken und zu diskutieren. Und das ist, glaube ich, das, was man sich wünscht. Das bedeutet ja nicht, dass jede Idee und jede Vision sofort umgesetzt werden muss. Aber wenn man das ernsthaft durchdenkt, hoffen wir doch, dass nach so einem Diskussionsprozess gute Dinge am Schluss realisiert werden.

Wissenschaft weiter im Aufbau

Daneben geht auch der Aufbau der Fakultät weiter. Wie sehen da die weiteren Schritte aus?

Da sind Professuren im größeren Umfang im Aufbau, sind schon zum Teil besetzt oder werden noch neu besetzt werden, eine thematische Ausrichtung im Bereich der Forschung. Also hier ist ein Wandel im Gange und damit auch ein Change-Management notwendig. Und das gemeinsam mit allen wesentlichen Akteuren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu gestalten, das ist eine tolle Herausforderung.

Ist Digitalisierung eines Ihrer Kernthemen, welches Sie setzen wollen in Augsburg?

Da hat sich die Universität Augsburg schon viele Gedanken gemacht im Rahmen der Gründung der Fakultät. Und es wurden ja zum einen die Digitalisierung und zum anderen der gesamte Bereich der Umwelt als zwei Forschungsschwerpunkte identifiziert, wo auch spezifische Professuren ausgeschrieben werden und wo eine Schwerpunktbildung erfolgen soll. Ich halte beide Schwerpunkte für sehr innovativ. Die sind zu einem Zeitpunkt ausgesucht worden, als sie noch gar nicht so in aller Munde waren wie jetzt. Umso mehr bewahrheitet sich, dass das die richtige Richtung ist. Und das unterstütze ich wirklich sehr gerne. Ja, es ist auch ein Bereich, mit dem ich mich auch schon auseinandergesetzt habe und mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann.