Sendung vom 24.05.2023: Mit Michaela Kaniber und Christian Hirneis.
Bildrechte: BR/Julius Kolb

jetzt red i v. 24.05.2023

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Neue Grünen-Position beim Wolf: "Entnahme da, wo es nötig ist"

Der Wolf beschäftigt nicht nur die bayerische Regierung, sondern auch die Grünen. Die hatten bislang davor gewarnt, den Wolf in Bayern wieder auszurotten. Jetzt haben sie eine Neuausrichtung vollzogen, die sie in ihr Wahlprogramm geschrieben haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Grünen wollen ihre Politik bei der Debatte um den Wolf neu ausrichten. Das betonte der grüne bayerische Landtagsabgeordnete und Sprecher für Umweltschutz, Christian Hierneis, am Mittwochabend in der Sendung "jetzt red i" im BR Fernsehen. "Was wir nicht wollen, ist, dass die bayerische Almwirtschaft aufgegeben wird", betonte Hierneis. Die Position der Grünen sei zwar nach wie vor, dass dem Wolf besonderer Schutz zukommen sollte, das gelte aber nicht mehr, wenn er die Landwirtschaft bedrohe.

Landwirte in Sorge wegen Wolf und Bär

In der Sendung "jetzt red i" diskutierten in der Gemeinde Bergen im Chiemgau vor allem Betroffene und Landwirte zum Thema Wolf und Bär. Die Situation ist inzwischen so bedrohlich, dass einige Bauern darüber nachdenken, ihren Betrieb aufzugeben. Landwirt Stefan Rappl zum Beispiel, der 2021 bereits sechs Schafe an einen Wolf verlor. "Wenn bei mir auf der Alm noch einmal was passiert, dann ist Feierabend", so Rappl. Nachdem in der Nähe von Traunstein kürzlich ein Bär gesichtet wurde, ist auch Brillenschafzüchter Matthias Aschauer in großer Sorge. Er treibe schon gar nicht mehr auf die Alm auf, sondern halte die Schafe in Ortsnähe. "Der Wolf hat den höchsten Schutzstatus in ganz Europa, obwohl er sich jedes Jahr um 30 Prozent vermehrt", klagte Aschauer in "jetzt red i".

Ludwig Hartmann hatte die Wolfsverordnung kritisiert

Auch deshalb wollen die Grünen ihre Linie beim Wolf nun ändern. Und die sei laut Christian Hierneis: "Schutz, da wo es möglich ist, und Entnahme da, wo es nötig ist." Vor wenigen Tagen hatte sich Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der bayerischen Grünen, noch stärker für den Wolf ausgesprochen und die Wolfsschutzverordnung der Staatsregierung stark kritisiert, die den Abschuss erleichtert und laut Hartmann "einer Ausrottung" gleichkomme.

Landwirtschaftsministerin Kaniber über Grünen-Umschwung erfreut

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zeigte sich in "jetzt red i" von den Aussagen von Christian Hierneis erfreut. "Ich würde mir aber auch wünschen, dass von den bayerischen Grünen auch der Druck auf die Bundesumweltministerin gegeben wird", gab die CSU-Politikerin zu bedenken. In Europa, Deutschland und Bayern gebe es genug Wölfe, so Kaniber, die Entnahme, sprich der Abschuss, müsse erleichtert werden. Laut Kaniber müssten Bund und EU in Sachen Wolfsverordnung Bayern nachziehen. "Der Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht, unsere Almbauern leider schon", so die Landwirtschaftsministerin.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!