Die Landeskirche bestätigte damit einen Bericht von "sueddeutsche.de". In dem Bericht gibt Reichel an, ein Polizist habe ihn telefonisch über das gegen ihn laufende Verfahren informiert und ihn befragt. Im Zuge der Ermittlungen werde erstmals gegen einen Vertreter der Landeskirche juristisch vorgegangen. Federführend ist die Staatsanwaltschaft Schweinfurt. Ihr zufolge wird Reichel als Beschuldigter geführt, weil sein Name in einem Brief der nordbayerischen Kirchengemeinde auftauchte.
Seehofer wollte bremsen
Bereits seit einigen Monaten werden immer wieder Fälle in Bayern publik, in denen gegen Pfarrer oder Kirchenvorstände ermittelt wird, weil sie Flüchtlingen Kirchenasyl gewähren. Vor diesem Hintergrund hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Mitte August den "Wunsch formuliert, dass Bayern nicht vorprescht". Denn in anderen Bundesländern sind solche Ermittlungsverfahren nicht üblich. Die Zahl der Kirchenasyle sei nicht so hoch, dass radikale Schritte wie die Ermittlungen gegen Pfarrer gerechtfertigt wären, sagte damals eine Staatskanzlei-Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst.
Reichel hatte seine aktive Tätigkeit als Koordinator und Ansprechpartner zum Thema Kirchenasyl für die Landeskirche zum 1. Juli beendet. Der 64-jährige war ab Oktober 2014 zunächst als freier Berater und seit Anfang Januar dieses Jahres als Angestellter tätig.