Die Stromleitung zwischen Pirach und Pleinting soll ausgebaut werden, von 220 kV auf 380 kV. Dafür sind höhere Masten als bisher nötig. Wie ein Sprecher von Tennet dem BR am Freitag sagte, werden beim Ausbau der Stromleitung von 220 auf 380 kV dickere und schwerere Leitungen benötigt. Deshalb brauche es stabilere Masten. Des Weiteren benötige man einen höheren Abstand zum Boden - zum Schutz von Menschen, aber auch Tieren, damit es keinen "Spannungs-Überschlag" gibt, wenn jemand darunter steht, so der Sprecher. Im Kurort Bad Birnbach im Landkreis Rottal-Inn stoßen die höheren Masten auf Widerstand.
"Touristisch eine glatte Katastrophe"
Der niederbayerische Bezirkstagspräsident und Vorsitzende des Zweckverbands Thermalbad Birnbach, Olaf Heinrich (CSU), meint: "Touristisch ist diese Art der Überbauung eine glatte Katastrophe, die uns Glaubwürdigkeit, Gäste und damit letztlich Übernachtungen, Geld und Arbeitsplätze kosten wird." Zum Konzept "ländliches Bad" gehöre die bäuerlich geprägte Kulturlandschaft - keine 68 Meter hohen Masten als erster, bleibender Eindruck für die anreisenden Gäste, so Heinrich.
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15 Meter höhere Masten geplant
Der für den Ausbau zuständige Netzbetreiber Tennet teilt diese Sorgen nicht: "Die neuen Masten liegen wie auch die Bestandsleitung in einer Senke, beziehungsweise Tallage, östlich von Bad Birnbach und greifen daher mit ihrer Höhe insgesamt weniger stark in das Landschaftsbild ein." Nach aktuellem Stand werden die neuen Masten laut Tennet rund 15 Meter höher werden als die bestehenden: etwa 55 bis 65 Meter statt der aktuellen 40 bis 50 Meter.
Forderung: Erdverkabelung für Bad Birnbach prüfen
Für den Zweckverbandsvorsitzenden Heinrich lässt sich das nicht mit dem "ländlichen Bad" vereinbaren, in das weit mehr als 100 Millionen Euro aus öffentlicher Hand geflossen seien. Er fordert deshalb, dass eine Erdverkabelung für den gesamten Teilbereich des Marktes Bad Birnbach geprüft werden müsste. Dazu habe das Unternehmen Tennet bei seiner letzten Informationsveranstaltung in Bad Birnbach aber keine Absicht gezeigt, so Heinrich.
Gesetzliche Auslösekriterien für Erdverkabelung
Der Netzbetreiber Tennet gab an, dass sie bereits geprüft hätten, ob eine Teilerdverkabelung für Bad Birnbach möglich wäre. Dafür gebe es im Bundesbedarfsplangesetz klare Vorgaben, sogenannte Auslösekriterien. Diese lägen in Bad Birnbach nicht vor, so Tennet: Gegen den Erdkabeleinsatz würde unter anderem sprechen, dass Mensch und Natur sich bereits an die Bestandsleitung gewöhnt hätten. Ein weiterer Grund sei auch, dass die benötigten Kabelübergangsanlagen zwischen Freileitung und Erdkabel ebenfalls nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf das Landschaftsbild hätten.
Bürgermeisterin will mehr Abstand für Anwohner
Die Bürgermeisterin von Bad Birnbach, Dagmar Feicht (CSU), würde sich von Tennet mehr Informationen zur Erdverkabelung oder anderen Alternativen wünschen. Sie findet, dass die Anliegen und Bedenken der Menschen vor Ort zu wenig gehört werden. Deshalb würde sie sich auch die Prüfung einer anderen Trasse wünschen - mehr Abstand für die Anwohner. Die wohnen zum Teil nur 120 Meter von der Bestandsleitung weg.
Keine verbindlichen Mindestabstände in Bayern
Laut Tennet würde sich dieser Abstand durch die neue Leitung sogar etwas vergrößern, auf 175 bis 200 Meter. Im Landesentwicklungsplan sind bei Höchstspannungsleitungen innerorts mindestens 400 Meter Abstand zu Wohnhäusern angedacht. Die Abstandregelungen seien allerdings lediglich Grundsätze, die nicht zwingend eingehalten, sondern mit anderen Schutzgütern abgewogen werden müssten, so Tennet.
Noch bis 24. Juni: Alle können Stellungnahmen abgeben
Derzeit läuft bei der Regierung von Niederbayern ein Raumordnungsverfahren für den Ausbau-Abschnitt, der durch Bad Birnbach verläuft. Bis zum 24. Juni können Bürgerinnen und Bürger, Verbände, Organisationen, Städte und Gemeinden ihre Stellungnahmen zu den Trassenvarianten abgeben. Das hätten viele Menschen bereits getan, so die Sprecherin der Regierung von Niederbayern. Auch im Rathaus von Bad Birnbach wurden bereits einige Stellungnahmen abgegeben, meint Bürgermeisterin Feicht. Bis Montag würde außerdem noch der "Ring der Gastlichkeit" Unterschriften in Bad Birnbach sammeln.
Landesplanerische Beurteilung aus Stellungnahmen
Die Regierung von Niederbayern prüft die eingegangen Stellungnahmen auf planungsrelevante Inhalte und entwickelt daraus eine sogenannte landesplanerische Stellungnahme. Wie lange das dauert, ist bisher noch nicht absehbar. Dann folgt ein weiteres behördliches Verfahren - das Planfeststellungsverfahren. Bürgermeisterin Dagmar Feicht hofft, dass die Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger gut abgewogen werden: "Was dabei rauskommt - mal sehen."
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