"One Billion Rising" heißt übersetzt "Eine Milliarde erhebt sich". Eine Milliarde Frauen, denen Gewalt angetan wurde. Denn jede dritte Frau weltweit war bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen, vergewaltigt oder in anderer Form misshandelt, heißt es auf der Website der Kampagne "One Billion Rising". Sie setzt sich sowohl für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen als auch für Gleichstellung ein.
Auch in diesem Jahr beteiligten sich zahlreiche Städte in Franken am weltweiten Aktionstag "One Billion Rising", der am 14. Februar stattfindet. Laut der Organisatorin Heide Wunder, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schweinfurt, wollen die Beteiligten auf das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen.
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Gemeinsam tanzen als Zeichen der Solidarität
In vielen Städten trafen sich deshalb Menschen, um zu tanzen. "Der Tanz soll die Stärke symbolisieren, mit der sich Frauen und Mädchen gegen Gewalt wehren können", erklärte Heide Wunder. "One Billion Rising" lädt jeden dazu ein, sich an dem Tanz zu beteiligen – auch Männer. Die Aktion ist "ein Akt weltweiter Solidarität mit allen Frauen und Mädchen", so Heide Wunder.
"'One Billion Rising' zeigt, wie viele wir sind, die sich weigern, Gewalt gegen Mädchen und Frauen als unabänderliche Tatsache hinzunehmen." Heide Wunder, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schweinfurt
Kurze Reden über Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Rund 100 Personen trafen sich vor dem Schweinfurter Rathaus zu der Tanzaktion. Neben Heide Wunder informierte auch Sabine Dreibholz, fachliche Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses in Schweinfurt, in kurzen Reden über das Thema Gewalt gegen Frauen. Dabei ging es auch um das Thema Femizid: die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.

BR-Korrespondent Ralph Wege war in Schweinfurt dabei.
Jede dritte Frau erlebte Gewalt in ihrem Leben
Nach Heide Wunders Angaben erlebte jede dritte Frau in ihrem Leben einmal Gewalt und jeder vierten Frau widerfährt Gewalt durch den aktuellen oder früheren Lebenspartner. Die Polizeistatistik für 2021 listet bei häuslicher Gewalt alleine für den Bereich Unterfranken insgesamt 1.729 Fälle auf. Bei knapp 80 Prozent der Opfer handelt es sich um Frauen. "Die Anzahl der bekanntgewordenen Fälle ist nur die Spitze des Eisbergs", betonte Heide Wunder. "Nach Informationen des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen erstatten nur 20 Prozent der Betroffenen eine Strafanzeige."
Fränkische Städte beteiligen sich an weltweitem Aktionstag
Im September 2012 wurde "One Billion Rising" von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert. In zahlreichen Ländern soll es am Aktionstag zu Tanzeinlagen kommen. Allein in Deutschland wollen sich über 140 Städte beteiligen, davon auch viele in Franken:
- Altdorf: 14 Uhr, Oberer Markt
- Bamberg: 14.23 Uhr, Maxplatz
- Coburg: 16.30 Uhr, Marktplatz
- Erlangen: 17 Uhr, Fußgängerzone vor dem "P&C"
- Fürth: 13 Uhr Musikpavillon
- Hersbruck: 18 Uhr, Am Unteren Markt
- Nürnberg: 18 Uhr, Gewerbemuseum
- Schweinfurt: 17 Uhr, vor dem Rathaus
- Würzburg: 13.30 Uhr am Oberen Markt am Falkenhaus
Tanz auf die gemeinsame Hymne der Kampagne "Break the Chain"
"Weltweit wird auf den Song Break the Chain – Zerreißt die Ketten getanzt", so Heide Wunder. "Auf dieses extra für die Kampagne komponierte Lied wird beim Aktionstag meistens getanzt." Der Song stammt von Tena Clark und wurde von verschiedenen Sängerinnen und in mehreren Sprachen aufgenommen. Er sei eine Art "gemeinsame Hymne" der Kampagne. Die eigens entwickelte Choreografie dazu kann mithilfe von Youtube-Videos einstudiert werden.
Tanzschule und Frauenplenum unterstützten die Tanzdemo in Schweinfurt
Veranstalter der Aktion in Schweinfurt waren neben der Gleichstellungsbeauftragten Heide Wunder auch das Schweinfurter Frauenplenum. Die Tanzschule Pelzer unterstützte bereit im Vorfeld die Kampagne, indem sie an mehreren Tagen Beteiligten kostenfrei den Tanz beibrachte, so Wunder. Das Schweinfurter Frauenplenum setzt sich als unabhängiges, überparteiliches und überkonfessionelles Gremium für die Interessen der Frauen ein. Zudem ist es für alle interessierten und engagierten Frauen offen. Das Schweinfurter Frauenplenum trifft sich etwa viermal im Jahr.
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Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen täglich rund um die Uhr erreichbar
Abgesehen von dem weltweiten Aktionstag können sich von Gewalt Betroffene Hilfe holen. Zum Beispiel über das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Laut der Website des Hilfetelefons richtet es sich nicht nur an gewaltbetroffene Frauen, sondern auch an Menschen aus ihrem Umfeld sowie an Fachkräfte. Die Beratung ist kostenfrei, anonym und vertraulich zu allen Formen der Gewalt. Darunter fallen Partnerschaftsgewalt, Mobbing, Stalking, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Menschenhandel.
Mehr als 80 qualifizierte Beraterinnen sind unter der Telefonnummer 0800-116 016 sowie per E-Mail, Sofort- oder Terminchat auf der Website des Hilfetelefons täglich rund um die Uhr erreichbar. Die Beratungen finden in 18 Fremdsprachen statt wie zum Beispiel Englisch, Polnisch und Russisch. Seit Mai 2022 können Beratungen auch auf Ukrainisch angeboten werden.
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