Seit über 60 Jahren bringt eine Seilbahn Gäste auf die Bergstation der beliebten Kampenwand im Chiemgau. Im Juni hatte das Landratsamt dem Betreiber der Bahn Ausbau und Erneuerung der Bahn genehmigt. Doch jetzt formiert sich Widerstand: Die Kreisgruppe Rosenheim des Bund Naturschutz hat nach langer Diskussion am späten Donnerstagabend beschlossen, Klage gegen den Neubau der Kampenwandbahn einzureichen.
Landesverband des Bund Naturschutz will klagen
Wie Rainer Auer, der Vorsitzende der Kreisgruppe, dem BR-Studio Rosenheim mitteilte, habe man nun zehn Wochen Zeit, die Klagegründe beim Verwaltungsgericht München zu formulieren und vorzulegen. Formell wird der Landesverband klagen, die Initiative geht aber von der Kreisgruppe aus. Der Beschluss zur Klage sei rasch und einstimmig erfolgt, so Auer, man habe jedoch lange über die möglichen Kosten für das Verfahren gesprochen. Es werde Spendenaufrufe geben, man setze auf großen Rückhalt in der Bevölkerung.
Naturschützer befürchten "Overtourism"
Der Verein zum Schutz der Bergwelt will sich der Klage anschließen. Die Naturschützer befürchten, dass es mit der neuen Bahn zu "Overtourism" an der Kampenwand kommen könnte. Auer vom Bund Naturschutz spricht von bis zu 1.500 Personen, die pro Stunde auf den Berg geschafft werden könnten: "Das wäre viel zu viel." Eric Zbil, Betreiber der Bahn, rechnet dagegen nur mit etwa 600 Bahn-Gästen pro Stunde statt bisher 300.
Noch am 27. Juli hatte es ein langes Gespräch zwischen Auer und Zbil gegeben, offenbar ohne Annäherung.
Umbau der über 60 Jahre alten Bahn ist bereits genehmigt
Das Landratsamt Rosenheim hatte im Juni die Bau- und Betriebsgenehmigung erteilt. Der Gemeinderat von Aschau hat sich mit großer Mehrheit für den Neubau ausgesprochen.
Die Kampenwandbahn ist ein Familienbetrieb in dritter Generation. Die Seilbahn ist 64 Jahre alt, sie überwindet 840 Höhenmeter, in den kleinen Gondeln finden vier Personen Platz. In den Kabinen nach dem geplanten Neubau hätten acht Touristen Platz.
Bahn-Betreiber: Naturschützern "weit entgegen gekommen"
Für Zbil ist die Klage des BUND ein schwerer Schlag. Die Pläne für den Neubau seien fertig, so ein Sprecher des Unternehmens zum BR. Gerne hätte man möglichst rasch losgelegt, etwa ein Jahr Bauzeit sei vorgesehen gewesen. Die Kampenwandbahn sei den Naturschützern weit entgegengekommen, etwa beim Schutz der Birkhühner. So sollten im Winter deswegen keine Baumaßnahmen erfolgen.
Das Unternehmen rechnet nach dem Neubau mit einer Zunahme der Beförderung um etwa zehn Prozent. Die Größe des Parkplatzes vor der Talstation bleibe gleich. Es werde lediglich zu den Stoßzeiten keine Wartezeitenmehr geben, so der Sprecher. Außerdem habe man zugesichert, dass es keine Beförderung von Mountainbikes geben werde.
Das nun kommende Gerichtsverfahren könnte sich über Jahre hinziehen.
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