Mann bespannt Weihnachtsbaum mit Netz.
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Bund Naturschutz

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Naturschützer wollen Christbaum-Plantagen in Wäldern abschaffen

Wenn es nach dem Bund Naturschutz (BN) geht, soll es künftig keine Christbaum-Plantagen mehr in Bayerns Wäldern geben. Ihre Begründung: Die Wälder leiden unter Pestiziden und Kahlschlag. Die Erzeuger im Spessart sehen das anders.

Der Bund Naturschutz (BN) kritisiert die konventionellen Christbaum-Erzeuger und fordert ein Ende der Christbaum-Plantagen in Bayerns Wäldern. Der Kahlschlag sowie der Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern fresse sich in Bayerns Wälder, weil diese Maßnahmen in Bayern "schlicht nicht verboten" seien, so Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN.

Die Naturschützer fordern deshalb eine Waldgesetzänderung, um die entsprechenden Gesetzeslücken zu schließen. "Die vorgestellten Beispiele sind Stichproben und deshalb fordern wir, dass die Behörden ermitteln sollen, wie viele Wälder in den Landkreisen Bayerns in den letzten Jahren in Plantagen umgewandelt wurden", so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN.

Vorwurf des BN: Wald musste Christbaumplantagen weichen

Mittels Luftbild-Zeitreihen habe der BN in drei Landkreisen in Unterfranken, in Oberbayern und in der Oberpfalz dokumentiert, dass Christbaumplantagen im Wald in Bayern offenbar durchaus verbreitet waren und noch sind.

So auch im Landkreis Main-Spessart. Dort liegt der als Christbaumdorf bekannte Ort Mittelsinn. Allein dort gibt es rund 30 Christbaumerzeuger. Das Sinntal ist das größte Anbaugebiet von Christbäumen in ganz Süddeutschland. Nach Angaben des BN wurden hier elf Waldbereiche gefunden, die nach dem Jahr 2000 kahlgeschlagen und in Christbaum-Plantagen umgewandelt wurden. Hiervon sei eine Waldfläche von 27 Hektar betroffen.

Christbaumerzeuger widersprechen Kritik des BN

Der Sprecher der Christbaumerzeuger im Sinntal, Uwe Klug, erwidert, es sei "ein totaler Krampf so etwas zu unterstellen." Es würde kein Wald gerodet, nur um Christbäume anzupflanzen. Schon die Vorfahren hätten Wald angepflanzt, vor 60 Jahren seien es vor allem Fichten gewesen. Diese seien nach Borkenkäferbefall oder zur wirtschaftlichen Nutzung geerntet worden – die frei gewordene Fläche würde man nun eben für Weihnachtsbäume wie etwa Nordmanntannen nutzen. Diese seien auch wesentlich klimaresistenter als die Fichte, merkt Klug an.

Klare Trennung zwischen Wald und Baum-Plantage gefordert

Des Weiteren kritisiert der BN die regelmäßigen Maßnahmen in den Plantagen, die das Waldökosystem schädigen, in bayerischen Wäldern so aber nicht explizit verboten sind, wie der Einsatz von Pestiziden, Wuchshemmern und Mineraldüngern, wiederholte Kahlschläge, flächige Bodenbearbeitung, flächige Befahrung, Stockrodung, Reinbestände aus fremdländischen Baumarten und dauerhafte Einzäunung.

"Dies sind alles Maßnahmen, die im Wald nichts verloren haben. Wald muss Wald bleiben und darf keine Plantage werden", so Ralf Straußberger, BN-Waldreferent. "Zum Schutz der Wälder brauchen wir deshalb eine Waldgesetzänderung. Wir wenden uns dabei nicht gegen Christbaumerzeuger generell, sondern werben sogar mit einer eigenen Anbieterliste für Öko-Christbäume. Für Christbaum-Plantagen dürfen aber keine Wälder geopfert werden."

Christbaumerzeuger: Anbau heute ohne Pestizide

Christbaumbauer Klug entgegnet im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, Pflanzenschutzmittel gegen Schädlinge habe man bereits minimiert, stattdessen werde der Boden zwischen den Bäumen begrünt. Unkrautvernichter setzen die Christbaumerzeuger laut Klug schon länger nicht mehr ein. Die Vorwürfe könne man alle widerlegen. "Eine Weihnachtsbaumplantage ist für Kleintiere und Insekten die sauberste und beste Kultur, ein besserer Lebensraum als ein Fichtenwald oder ein Getreidefeld", so Klug.

Christbaum-Kulturen außerhalb des Waldes nur mit Genehmigung

Bio-Christbaumbauer Stefan Fuß aus Aura im Sinngrund ist der gleichen Meinung wie der konventionell anbauende Klug: "Irgendwo müssen wir unsere Bäume ja anbauen. Und außerhalb vom Wald dürfen wir ja nicht. Außerdem ist das ja kein Eigenbesitz, der gerodet wird. Wenn durch einen Käferbefall die Fläche wegfällt, wird sie anschließend halt für Weihnachtsbäume genutzt", so Fuß gegenüber dem BR.

In Bayerns Waldgesetz ist nur die Anlage von Christbaum-Kulturen außerhalb des Waldes genehmigungspflichtig (BayWaldG, Art. 16), doch nicht im Wald selbst. Die im Wald angelegten Christbaum-Plantagen gelten als Wald nach dem Waldgesetz. Für sie gelten dieselben Vorschriften des Waldgesetzes wie für "normale" Wälder.

Im Wald angepflanzte Nadelbäume (Symbolbild)
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Wenn es nach dem Bund Naturschutz (BN) geht, soll es künftig keine Christbaum-Plantagen mehr in Bayerns Wäldern geben.

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