Seit Jahrzehnten setzten sich Naturschützer dafür ein, dass das Fußberg- und das Palsweiser Moos in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau renaturiert und wieder vernässt werden. Doch dass hier in manchen Bereichen das Wasser steht, ist jemand anderem zu verdanken: einem Biber.
Komplizierte Genehmigungsverfahren? Interessieren ihn nicht. Er staut Entwässerungsgräben auf, damit der Eingang seiner Burg unter Wasser liegt und vor Feinden geschützt ist. "Der Biber ist ein genialer Baumeister", freut sich Gerald Fuchs vom Landesbund für Vogelschutz. "Wir müssen fragen – der Biber macht einfach."
- Zum Artikel: Der Biber - Herr der Dämme
Nur intakte Moore speichern CO2
Moore sind, so lange sie austrocknen, Treiber der Klimakrise, denn wenn Torfmoose absterben, setzen sie CO2 frei. Nur, wenn sie mit Wasser vollgesogen sind und wieder wachsen, kehrt sich dieser Prozess um: Anstatt Kohlendioxid freizusetzen, binden sie es. Die bayerische Staatsregierung hat daher die Moorrenaturierung zu einem der wichtigsten Ziele ihrer Klimaschutzstrategie erklärt. 55.000 Hektar sollen wiedervernässt werden. Mit Hilfe von Fördergeldern. So schnell wie möglich.
Naturverbände müssen auf Genehmigungen warten
Schnell würde es auch gehen, wenn Naturschutzverbände vor Ort die Entwässerungsgräben einfach anstauen dürften. Das würde den Grundwasserspiegel anheben. Doch während der Biber ein geschütztes Tier ist, dessen Bauwerke nicht zerstört werden dürfen, brauchen Naturverbände für ihre Vorhaben eine amtliche Genehmigung. Und um die kämpfen Gerald Fuchs vom LBV und Roderich Zauscher vom Bund Naturschutz im Fußberg- und angrenzenden im Palsweiser Moos bislang vergeblich.
Roderich Zauscher (links) und Gerald Fuchs (rechts) kämpfen um die amtliche Genehmigung, Entwässerungsgräben anzustauen
Bürokratischer Hürdenlauf trotz staatlichen Gutachtens
Dabei liegt dem Bund Naturschutz bereits seit 2014 ein hydrologisches Gutachten der Unteren Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern vor. Es kommt zu dem Ergebnis, dass einer der Hauptgräben auf fünf Zentimeter unter der Erdoberfläche gestaut werden kann, ohne dass landwirtschaftliche Flächen beeinträchtigt werden.
Auf Grundlage dieses Gutachtens hat der Bund Naturschutz 2020 einen Genehmigungsantrag beim Landratsamt Dachau eingereicht. Das aber lehnte den Antrag ab. Zauscher stellte daraufhin 2022 einen zweiten Antrag und bestand auf ein gemeinsames Vor-Ort-Treffen. "Und dann haben die mehr oder weniger gesagt, das Gutachten ist uns gleich, wir wollen, dass alle Grundstückbesitzer, die vielleicht betroffen sein könnten, zustimmen, wenn der Graben höher gelegt wird", erinnert sich Zauscher.
Behörde will Zustimmung aller Grundstücksbesitzer am Moor
Juristisch sei das nicht anders möglich, bestätigt jetzt das Landratsamt nochmals. Schließlich sei es ein massiver Eingriff in das Eigentumsrecht der Betroffenen, wenn trotz Gutachten doch ein Keller volllaufe oder ein Feld überflutet werde.
Den Naturschutzverbänden gehören bereits viele Flächen im Kerngebiet des Moores: Mit denen, die sie gepachtet haben oder mit deren Pflege sie beauftragt sind, sind es 100 Hektar. Das Einzugsgebiet der Moore umfasst aber rund 700 Hektar und besteht aus vielen kleinen Parzellen. Deren Eigentümer alle ausfindig zu machen, sei ein Ding der Unmöglichkeit, sagt Zauscher. "Es ist frustrierend. Man müht sich, ist eigentlich im Konsens mit der Politik, und es geschieht trotzdem nichts."
Wasser- und Bodenverband entwässert weiterhin
Und nicht nur das Eigentumsrecht der vielen Anrainer blockiert die Arbeit der Umweltschützer, sondern auch ein sogenannter Wasser- und Bodenverband. Er wird von den Landwirten der Umgebung finanziert und sorgt dafür, dass die Entwässerungsgräben im Moos immer wieder ausgebaggert werden.
Stimmung im Moos
Das hat zur Folge, dass LBV und Bund Naturschutz einen immensen Aufwand betreiben müssen, um wenigstens ein bisschen mehr Feuchtigkeit in die Flächen zu bekommen. Ganze Trupps von Ehrenamtlichen befreien Jahr für Jahr die ehemaligen Streuwiesen von Büschen und Bäumen, die dort nur wachsen, weil es zu trocken ist. Büsche und Bäume entziehen dem Boden wiederum Wasser. Ein Teufelskreis, der sich nur durch die Rodungen durchbrechen lässt.
Und so schielen die Naturschützer mit einem gewissen Neid auf den Biber. Denn der schafft mit seinen Staumaßnahmen genau das, woran sie bis heute gescheitert sind: die Wiedervernässung des Fußberg- und des Palserweiser Mooses. Zumindest in einem kleinen Teil.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!