Offenbar gibt es seit 1914 keine freilebenden Wildkatzen mehr in Bayern, besonders nicht im Münchner Raum. Bis jetzt streift die Raubkatze vor allem durch Frankens und Niederbayerns Wälder. Der Bund Naturschutz möchte mit Tests herausfinden, ob sie sich auch im Süden Bayerns ausbreitet.
Haare zur Analyse
Die Naturschützer stecken Holzlatten in den Waldboden und besprühen sie dann mit Baldrian. Diesen Geruch finden die Katzen vor allem in der Paarungszeit ganz hinreißend, weil sie den Sexuallockstoffen ähneln. Sie reiben sich deshalb an dem Holz, das kleine Einkerbungen hat - und mit viel Glück bleiben dann ein paar Haare daran hängen. Jetzt kann man sich aber nicht sicher sein, ob die auch von einer Wildkatze stammen, sagt Martin Hänsel vom Bund Naturschutz. Da seien schon Fuchs- und Dachshaare oder Haare vom Hund des Försters daran gefunden worden.
Um Sicherheit zu bekommen braucht es eine Genanalyse. Dazu werden die Haare, die man jetzt gefunden hat, an ein Labor geschickt.
Wildkatze oder Hauskatze?
So eine Wildkatze sieht rein äußerlich ja aus wie ein normaler Stubentiger. Tatsächlich ist es nicht einfach, Katzen und Wildkatzen zu unterscheiden. Wildkatzen wirken im Vergleich zu Hauskatzen etwas kräftiger, das kommt vor allem durch das längere Fell. Das sieht man am besten am Schwanz, denn der ist deutlich buschiger. Aber dass man so eine Wildkatze überhaupt in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt, ist sehr unwahrscheinlich. Das liegt zum einen daran, dass sie tagsüber meist in Baumhöhlen schlafen und erst nachts jagen. Zum anderen ist die Wildkatze ein sehr scheues Tier. Man kann sie nicht zähmen oder gar streicheln.
Wildkatze - ein Raubtier?
Eine Wildkatze hat ja eigentlich keine natürlichen Feinde. Dennoch hat sich ihr Bestand stark verringert, Anfang des 20. Jahrhunderts war die Wildkatze in weiten Teilen Deutschlands nicht mehr zu finden. Das lag vor allem am Menschen, sagt Martin Hänsel vom Bund Naturschutz. "Die Tiere wurden geschossen, weil man dachte, es seien Raubtiere, die etwa auch Rehe reißen würden."
Rückkehr der Wildkatzen
In den 80er-Jahren hatte dann der Bund Naturschutz und der Tierfilmer Bernhard Grzimek beschlossen, Wildkatzen zu züchten und auszuwildern. Besonders gut geklappt hat das dort, wo die Wälder naturnah sind, also es beispielsweise viel Totholz gibt. Hier können sich die Katzen gut verstecken. Und weil das auch für einige Wälder rund um München zutrifft, hofft man eben, dass Wildkatzen dort vielleicht auch ihr Revier gefunden haben.