Statt auf einem klassischen Friedhof im Wald naturnah bestattet werden: das können sich offenbar immer mehr Menschen gut vorstellen. Der Ruhewald in Eschenbach im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sorgt weiter für Diskussionen.
Der Wald sorgt für den Grabschmuck
Vergraben mitten im Wald, unter einem Baum. Nur ein grauer Granitblock deutet auf das Grab unter Blättern und zwischen Bäumen hin. Eine Metallplatte darauf trägt Namen sowie Geburts- und Sterbedatum. Blumen sind nicht erlaubt, auch keine Kerzen oder anderer Grabschmuck. Der Wald sorgt für den Grabschmuck, sagt Förster Martin Gottsche. Acht Jahre lang hat er für seine Idee gekämpft und musste viel diskutieren.
Bruch mit der Bestattungstradition
Der Förster bekam Briefe, Beleidigungen und übelste Beschimpfungen. Aber der Ruhewald sei auch der „komplette Bruch der Oberpfälzer Bestattungstradition“ sagt er. Es gebe immer mehr Leute, die mit Glaube, Religion und Kirche nicht mehr viel anfangen könnten. Eine ältere Dame spaziert vorbei, auch sie will hier bestattet werden. Hier fühle sie sich den Toten am nächsten, sagt sie. Denn Symbole auf Friedhöfen wie das Anzünden von Kerzen oder das Niederlegen von Blumen seien vergänglich. Und das käme nicht „von innen heraus“, sie brauche zum Trauern und Gedenken einfach nur Ruhe, sagt sie. Und sie nennt das häufigste Argument, warum Menschen hier bestattet werden wollen: weil sie ihren Angehörigen eine dauerhafte Grabpflege ersparen wolle.
Nummernschilder an den Bäumen
An einem großen Holzkreuz stehen Bänke und ein Steinambo, hier können Trauerfeiern im Freien abgehalten werden. Dazu gibt es einen kleinen Rundweg mit Bänken. Von einer parkähnlichen Anlage ist der Eschenbacher Ruhewald aber weit entfernt. Ein schlichter Holzzaun umgibt den Hektar Wald im Eschenbacher Stadtwald an der B470. Nur kleine Nummernschilder an den Bäumen und die grauen Granitblöcke im Boden deuten darauf hin, dass hier Menschen begraben liegen.
Nachfrage steigt
Betreiber des Urnenwaldfriedhofs ist die Stadt. 60 Euro kostet ein Grab im Jahr an Gebühren. Die Frist dafür läuft nach 10 Jahren ab und kann wie bei anderen Friedhöfen auch verlängert werden. Bestattet werden kann aber nur in kompostierbaren Urnen, sagt Förster Martin Gottsche. Auch anonyme Beerdigungen finden hier statt. Dann deutet nur ein leerer Granitstein im Boden – ähnliche einem Grenzstein – auf ein Grab hin. Die Nachfrage gibt dem langen Kampf des Försters recht: im ersten halben Jahr wurden bereits 20 Menschen hier bestattet, allein in dieser Woche fanden drei Beerdigungen statt. Reservieren kann man im Ruhewald nicht. Die Interessenten kommen aus der ganzen nördlichen Oberpfalz, das Einzugsgebiet reicht bis nach Bayreuth.
Man müsse sich darauf einlassen, sagt Gottsche, es sei etwas das man wollen müsse. Und die anderen, die sich das nicht vorstellen könnten, müssten lernen, das zu tolerieren, meint der Förster.
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