
Schädlingsbekämpfung im Weinberg mit Kaolin.
Bei vielen Winzern in der Region, aber auch bei der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) gehen dieser Tage immer wieder Anrufe besorgter Bürger ein. Die fragen sich, ob in den Weinbergen vermehrt Spritzmittel zum Einsatz kommen, da ein weißer "Überzug" bei vielen roten Trauben ein außergewöhnliches Bild biete. "Was machen denn die Winzer da, die ganzen Trauben sind ja weiß", beschreibt Heinrich Hofmann von der LWG die Anfragen von Spaziergängern und Touristen.
Kampf gegen Kirschessigfliege
Kaolin ist ein feines, eisenfreies, weißes Gestein, das in Deutschland hauptsächlich in Hirschau in der Oberpfalz abgebaut wird. Im Kaolinrevier in der Hirschau-Schnaittenbacher Senke befindet sich eine der bedeutendsten kontinentalen Kaolinvorkommen. Das Gestein, fein gemahlen, wird mit Wasser vermengt und auf die Reben gespritzt. Es soll dafür sorgen, dass die Traube für die Kirschessigfliege unattraktiv wird. "Der Kirschessigfliege schmeckt dieses Material nicht so gut. Die fühlen sich unwohl auf diesem weißen Staub, deshalb gehen sie an solche Trauben nicht hin", schildert Heinrich Hofmann die Wirkungsweise.
Dieses Jahr weniger Kaolineinsatz
Nachdem die Kirschessigfliege eher die Feuchtigkeit liebt, gab es in diesem Jahr, wegen der Hitze und Trockenheit kaum Probleme mit dem Schädling. So hat Winzer Felix Klüpfel aus Thüngersheim (Lkr. Würzburg) seine Domina-Reben nur vorsorglich mit der Porzellanerde behandelt. "Es ist eine biologische Maßnahme, es wirkt gut und zuverlässig", beschreibt Klüpfel den Einsatz.
Auch gegen Sonnenbrand geeignet?
Nach den guten Erfolgen in den letzten Jahren mit Kaolin forscht die LWG aber weiter. Möglicherweise kann der Gesteinsstaub auch gegen Sonnenbrand bei den Trauben zum Einsatz kommen. Dies wäre dann vielleicht auch die Rettung des Bacchus in Unterfranken. Dessen Zukunft ist derzeit fraglich, da diese Rebsorte mit dem Klimawandel nicht zurechtkommt. Verschiedene Winzer gaben an, dass sie Ausfälle von rund 30 Prozent beim Bacchus verzeichnen mussten – wegen Sonnenbrand.
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