Im Netz hagelt es derzeit viel Kritik und teils auch Beschimpfungen gegen den Nationalpark. "Hirnlose Knallerei" wird den Verantwortlichen vorgeworfen, sie sollen sich schämen. Auch Jan Turner, der in einem halböffentlichen Brief seine Enttäuschung über den Abschuss der Wölfe erklärt und seinen ehrenamtlichen Waldführerjob medienwirksam an den Nagel gehängt hat, findet, die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald handelt vorschnell.
"Es ist eine unglaubliche Angst von Seiten der Nationalparkverwaltung beziehungsweise der übergeordneten Institutionen, also Umweltministerium, weil Bauern und Jagdverbände ganz massiv Lobbyarbeit gegen Wölfe betreiben. Man versucht alles so zu machen, dass man sich nicht angreifbar macht für Kritik aus diesen Reihen." Jan Turner
Laut Turner gebe es Fälle von entlaufenen Gehegewölfen, die unauffällig in den Wäldern geblieben sind, zum Beispiel Wölfin "Bärbl" in Thüringen.
Mangelnde Tierliebe beim Nationalpark?
Unterstützung bekommt die Nationalparkverwaltung vom Verein "Pro Nationalpark Zwiesler Winkel". Es sei naiv, dem Nationalpark mangelnde Tierliebe vorzuwerfen, sagt der Vorsitzende des Vereins, Volker Freimuth.
"Gehegewölfe sind halt keine wilden Wölfe. Wenn was passiert, dann ist das Geschrei in Bayern groß. Und dann ist auch die Population der wilden Wölfe gefährdet." Volker Freimuth
Deshalb stellt sich der Verein, in dem die meisten Waldführer organisiert sind, hinter die Entscheidung, notfalls zu schießen. Freimuth hat die Wölfe sogar mit eigenen Augen gesehen: Beim Spaziergang mit seinem Hund ist er zwei entlaufenen Gehegewölfen begegnet. Er hat sie friedlich erlebt.
"Ich hab bei den Wölfen, die bis auf 20 Meter an mich herangekommen sind, keine Aggression verspürt. Das war mehr Neugierde." Volker Freimuth
Aber so was könne auch anders laufen, so Freimuth.
"Keine Zeit für Diskussion"
Der stellvertretende Nationalpark-Leiter Jörg Müller hält sich momentan aus allen Diskussionen raus:
"Wir haben alle Hände voll zu tun, das hier möglichst für die Wölfe positiv zu Ende zu bringen. Da haben wir keine Zeit, uns an irgendwelchen Diskussionen irgendwo in Deutschland zu beteiligen." Jörg Müller
Ein lebend gefangener Gehegewolf würde die Situation entspannen. Auf der anderen Seite könnte ein vom Wolf zerfleischtes Schoßhündchen die öffentlichen Emotionen aber in die andere Richtung hochkochen lassen.