Der Leiter des Projekts Sebastian Seibold und Doktorantin Lisa Geres überprüfen die Insektenfallen
Bildrechte: Christine Haberlander/BR

Tier- und Pflanzeninventur im Nationalpark Berchtesgaden

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Nationalpark Berchtesgaden: Was kreucht und fleucht denn noch?

Im Nationalpark Berchtesgaden wird seit vergangenem Jahr eine Tier- und Pflanzeninventur gemacht. Mit der wissenschaftlichen Untersuchung wollen die Biologen auch herausfinden, ob und wie sehr sich die Klimaerwärmung auf die Artenvielfalt auswirkt.

Welche Tiere und Pflanzen gibt es derzeit noch im Nationalpark Berchtesgaden? Hat der Klimawandel die Artenvielfalt schon eingeschränkt? Auf diese Fragen soll eine Art Inventur Antworten liefern. Im Frühjahr wurden dafür an 215 unterschiedlichen Standorten Mess-Stellen aufgebaut.

Insekten, Pilze, Fledermäuse oder kapitale Hirsche

Jede dieser Flächen ist rund und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Hier werden die Pflanzen bestimmt und kartiert oder Totholzstämme angebohrt und per DNS die Pilze bestimmt, die sie zersetzen. Insekten werden durch Fallen gefangen, um sie später im Labor unter dem Mikroskop zu bestimmen.

Spezielle Mikrofone erfassen Vögel und Fledermäuse, und Fotofallen nehmen alles auf, was ihnen vor die Linse kommt: von der winzig kleinen Maus bis zum imposanten Rothirsch. So kann die Biodiversität, also die Vielfältigkeit von Arten der Pflanzen, Tiere, aber auch Pilze, festgestellt und festgehalten werden.

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Vielfältiger Bestand und "Zuagroaste"

Das bisherige Fazit der Artenzählung auf den verschiedenen Arealen des Nationalparks Berchtesgaden: Der Bestand ist vielfältig. Es wurden sogar Tiere gesichtet, die noch nie oder schon lange nicht mehr nachgewiesen wurden. Dazu zählen der Augsburger Bär, ein prächtiger bunter Riesenschmetterling, oder der seltene Alpenbockkäfer. Doch auch in einer weitestgehend intakten Natur zeigt die Klimaerwärmung jetzt schon Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt.

Höher hinaus, um zu überleben

Wärmere Temperaturen zwingen vor allem Insekten, wie Hummel-, Libellen- oder Käferarten, ihren Lebensraum immer höher zu verlagern, weil es dort kühler ist. Zum Beispiel könnte der Lebensraum von bestimmten Laufkäfern in absehbarer Zeit ganz bedroht sein, denn sie kommen am Rande von Schneefeldern vor und die werden durch die Klimaerwärmung komplett wegschmelzen.

Säugetiere werden sich dagegen besser auf Hitze einstellen können, glaubt Biologe Sebastian Seibold von der TU-München, der die Artenzählung im Nationalpark Berchtesgaden mit seinen Kollegen durchführt.

Monitoring zur Orientierung für Land- und Forstwirtschaft

Gemeinsam mit der TU München hat die Nationalparkverwaltung dieses Langzeit-Monitoring und die Auswirkung vom Klimawandel auf die Biodiversität konzipiert. Durch die Erhebung werden langfristige Daten gewonnen, auch wie sich die Bestände verändern. Die Forschung kann künftig auch einem nachhaltigeren Management von Wiesen und Wäldern außerhalb des Nationalparks dienen.

Wenn feststeht, wie verschiedene Tiere und Pflanzen auf ansteigende Temperaturen und Hitzeperioden reagieren, können Rückschlüsse gezogen und praktische Maßnahmen umgesetzt werden.

Wie reagieren Almen auf den Klimawandel?

Ein Beispiel ist die Almbewirtschaftung. Im Gebiet des Nationalpark Berchtesgaden gibt es 100 Almen, davon sind noch 33 bewirtschaftet. Wenn sich herausstellt, dass durch die Klimaerwärmung Pflanzen früher blühen, dann hätte das auch Auswirkungen für die Almbauern. Sie könnten zum Beispiel ihre Weidetiere früher auf Almen bringen, weil diese dort bereits ausreichend Futter vorfinden. Um dafür eine solide Datengrundlage zu schaffen, hat der Nationalpark in diesem Jahr auf insgesamt acht Almen ein entsprechendes Projekt gestartet.

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