Mehrere hundert Männer will die Kripo Augsburg in den kommenden Wochen zu einer DNA-Entnahme in das Polizeipräsidium Schwaben Nord vorladen. Es geht um eine Tat an Heiligabend 2022 im Augsburger Stadtteil Oberhausen. Damals war eine 27-Jährige von einem bislang unbekannten Täter vergewaltigt worden.
Obwohl die Polizei bereits ein Phantombild und ein Video des Tatverdächtigen veröffentlicht hat, fehlt von ihm weiter jede Spur. Vorgeladen werden deshalb jetzt alle Männer, deren Mobiltelefon sich zum Tatzeitpunkt in der betreffenden Funkzelle des Tatorts befunden hat.
Kritik an DNA-Massentests seit der Einführung
Laut Hessischer Polizeirundschau wurde die weltweit erste DNA-Reihenuntersuchung, die mit einem Fahndungserfolg endete, im Jahr 1994 durchgeführt. Damals waren nach dem Mord an der dreijährigen Elora McKemy DNA-Proben von 1.889 Männern genommen worden. Ein in Hessen stationierte US-Soldat konnte so überführt werden. Er wurde danach von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt.
Obwohl solche Massentests also bereits seit fast 30 Jahren immer wieder angeordnet werden, ist die Kritik daran nicht verstummt. Neben den hohen Kosten wird immer wieder angemahnt, dass in der Praxis gegen die gesetzlich vorgeschriebene Freiwilligkeit bei der Teilnahme an den DNA-Tests verstoßen würde. Die Tageszeitung taz berichtete etwa 2003 von einem Fall in Bochum, wo das Landgericht bei etwa 100 Personen die Teilnahme gerichtlich angeordnet hatte.
Polizei Schwaben informiert mit Video über rechtliche Hintergründe
Grundsätzlich gilt aber: Zur Teilnahme an einer DNA-Reihenuntersuchung kann niemand gezwungen werden. Aus einer Weigerung darf kein Verdacht gefolgert werden, das gibt die Strafprozessordnung vor. Die Proben und die daraus gewonnenen Daten müssen vernichtet werden, wenn sie nicht mit den Daten der Spuren-DNA übereinstimmen.
Um Vorbehalten und Missverständnissen entgegenzuwirken, hat deshalb das Polizeipräsidium Schwaben Nord im aktuellen Fall ein Video zur DNA-Reihenuntersuchung veröffentlicht. Darin wird über den Ablauf informiert und es werden die rechtlichen Hintergründe erklärt. Das Video ist zu finden auf der Homepage des Polizeipräsidiums und den entsprechenden Social-Media-Kanälen.
Auch immer wieder Fahndungserfolge wie in Regensburg
Trotz der anhaltenden Kritik gelingt es aber der Polizei auch immer wieder, mit Hilfe von DNA-Reihenuntersuchungen auf die Spur der Täter zu kommen. Anfang Januar konnte die Polizei in Regensburg einen Mann festnehmen, der mutmaßlich zwei Jahre zuvor eine Radfahrerin vergewaltigt hatte. Mehr als 500 Männer hatte die Polizei in diesem Fall um freiwillige DNA-Proben gebeten.
Die Auswertung gestaltete sich allerdings sehr zeitaufwändig. Erst im November 2022 hätten Beamte schließlich den zwischenzeitlich nach Thüringen umgezogenen 33-Jährigen gefunden. Das Ergebnis seiner DNA-Probe lag am 5. Januar vor, einen Tag später wurde er festgenommen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!