Auch am Samstag waren die Gesundheitsbehörden in Bayern nicht in der Lage, das Problem bei der Benachrichtigung von positiv auf das Coronavirus getesteten Urlaubsrückkehrern zu lösen. Die Zahlen, die unter anderem darüber Auskunft geben sollen, wie viele der positiv Getesteten ihr Ergebnis nun inzwischen erfahren haben, sollen nun am Sonntagnachmittag bekanntgegeben werden, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am Samstagnachmittag auf BR-Anfrage. Bis dahin würden weitere Daten abgearbeitet, hieß es.
Ursprünglich hatte die Staatsregierung erklärt, bis Donnerstagmittag soll jeder der positiv Getesteten sein Ergebnis kennen. Diese Deadline verstrich, mehrere weitere am Freitag und Samstag ebenfalls.
900 positive Testergebnisse ausstehend
Am Mittwoch hatte Gesundheitsministerin Huml eingeräumt, dass die Ergebnisse von 44.000 Tests, die meist an den mobilen Testzentren an Autobahnraststätten von Urlaubsrückkehrern genommen worden waren, noch nicht bei den Betroffenen eingetroffen waren. Darunter sollen auch mehr als 900 positive Tests sein.
Politisches Erdbeben
Die Nachricht hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst, weil die Infizierten Tausende weitere Menschen anstecken könnten, ohne es zu wissen. Die Regierung hatte die Probleme auf fehlende Software und eine unerwartet große Zahl von Freiwilligen zurückgeführt, die sich den Tests unterzogen hatten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte einen für Donnerstag und Freitag geplanten Besuch an der Nordsee abgesagt.
Opposition: Fehlender Rücktritt ist "Armutszeugnis"
Am Donnerstag hatte die Ministerin daraufhin ihren Rücktritt angeboten, Ministerpräsident Markus Söder ließ sie dennoch im Amt. Das stieß bei der Opposition auf Kritik. Laut FDP-Landeschef Daniel Föst ist das ein "Armutszeugnis" und es schadet der politischen Kultur nachhaltig, dass "nach einem Skandal dieses Ausmaßes niemand persönliche Konsequenzen zieht". Huml sei nach dem Test-Desaster als Gesundheitsministerin nicht mehr tragbar, so Föst.
Ähnlich äußerte sich auf Twitter der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Markus Rinderspacher (SPD). In seinen Augen genügt es nicht, dass der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, seinen Hut nehmen musste.
"Nun übernimmt ein Verwaltungsbeamter die politische Verantwortung für eine markante Verfehlung, die ihren Ausgangspunkt in der Sorgfaltslosigkeit der Staatsregierung hatte. Das ist Verantwortungskultur à la CSU." Markus Rinderspacher (SPD)
Sorge um mögliche weitere Ansteckungen
Die Panne in Bayern bei Corona-Tests Reisender habe wahrscheinlich zu weiteren Infektionen geführt, warnte Außenminister Heiko Maas. "Mehr Sorgen als um das Image von Herrn Söder mache ich mir um alle, die nicht wussten, dass sie infiziert waren. So konnten sich durch die Testpannen in Bayern weitere Menschen mit Corona infizieren", sagte Maas.
Analoge Erfassung führte zu den Verzögerungen
In den ersten Wochen hatten ehrenamtliche Rettungsdienstler an den eilig eingerichteten Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen die Abstriche genommen und die Daten mit Stift und Zettel erfasst. Durch die analoge Erfassung kam es laut Gesundheitsministerin zu den enormen zeitlichen Verzögerungen. Mittlerweile haben private Dienstleister die Teststationen übernommen und erfassen die Daten der Getesteten nun digital.
Bayern plant bereits in Kürze flächendeckend Corona-Testzentren. In jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt sollen solche Zentren eingerichtet werden, wie das bayerische Kabinett vergangene Woche beschlossen hatte. Testzentren gibt es in ganz Deutschland unter anderem bereits an Flughäfen und Bahnhöfen.
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