Bei der bundesweiten Durchsuchungsaktion am Mittwoch gegen die sogenannte Reichsbürgerszene wurde unter anderem auch der ehemalige Bundeswehr-Oberst Maximilian E. aus Niederbayern festgenommen. Der Mann ist kein Unbekannter: Bereits in der Vergangenheit machte er durch verschwörungsideologische Aussagen auf sich aufmerksam und trat regelmäßig in "Querdenken"-Kreisen auf.
Nachdem die Polizei am Mittwoch ein Haus in Eppenschlag im Landkreis Freyung-Grafenau umstellt hatte, sagte ein Anwohner zu einem Reporter des BR: "Ich habe die Polizei gesehen und mir war schon klar, warum die da waren." Die Beamten waren wegen Maximilian E. vor Ort, auch wenn er selbst nicht da war. Wegen staatsfeindlicher Aktivitäten wurde er im Ausland festgenommen.
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Vom Staatsdiener zum Staatsgegner
Maximilian E., 63 Jahre alt, war früher Soldat der Bundeswehr. 1999 war er noch einer Entscheidung des Deutschen Bundestages gefolgt: Als Kommandeur führte er damals sein Panzergrenadierbataillon in den Kosovo, handelte damit gemäß einer parlamentarischen Entscheidung. Auch beim Kommando Spezialkräfte KSK und bei der NATO in Brüssel war E. eingesetzt, immer also als Staatsdiener.
Heute ganz anders: Der pensionierte Oberst a.D. bezeichnet Entscheidungen des Parlaments mit Blick auf die Corona-Pandemie als "Verbrechen". Beispiel: Dass Kinder hierzulande über viele Stunden am Tag Masken tragen müssten, sei ein Verbrechen, sagte Maximilian E. während der Pandemie. In einem Interview mit der ARD teilte er vor mehr als einem Jahr auch mit, dass seine "Freiheitsbewegung" vermeintliche Beweise gegen die Verantwortlichen sammle.
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Aufrufe zum Umsturz
In der Corona-Pandemie ist Maximilian E. mit seinen Äußerungen ein "Held" der Skeptiker-Szene geworden – eine Figur des Widerstands gegen den Staat. Als solche trat er auch in Militäruniform auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auf. Schon zu solchen Gelegenheiten rief er zum Umsturz auf, mit Aussagen wie: "Man müsste das KSK mal nach Berlin schicken und hier ordentlich aufräumen, dann könnt ihr mal sehen, was die können."
Festgenommener wollte "Zeitenwende" noch 2022
Ähnliche Gedanken äußert Maximilian E. auch ganz aktuell, etwa in den sozialen Netzwerken. Mit ruhiger Stimme spricht er in einem kürzlich auf Twitter veröffentlichten Video von einer "Zeitenwende", die in den nächsten Wochen kommen werde. Er hoffe, dass dieser Umbruch vor Weihnachten 2022 komme, so E. in dem Video. Ebenso spricht er von einer "neuen Justiz", die Corona-Maßnahmen wie Kita-Schließungen während der Pandemie aufarbeiten solle. Aussagen, die klar nach Staatsstreich klingen.
Teil eines größeren Netzwerks
Maximilian E. ist Teil eines Netzwerks, das sich auch nach der Flutkatastrophe in Ahrweiler versammelt hatte. Nach Recherchen von ARD und rbb24 aus dem Jahr 2021 ist E. einer von etwa 100 ehemaligen Bundeswehrangehörigen und ehemaligen Polizisten, die sich im Umfeld der sogenannten Querdenker organisieren. In deren Auftrag kommandierte Maximilian E. während der Flutkatastrophe etwa ein Dutzend Veteranen. Er selbst sprach im Militär-Jargon von einem "Stab", den er für die Fluthilfe errichtet habe. Der Auftrag kam von Bodo Schiffmann, einem Arzt und Idol der Querdenker-Szene. In der Hochwasserhilfe erteilte Maximilian E. schriftlich Befehle.
Durchsuchung in Eppenschlag sorgt für Aufsehen
Der Polizeieinsatz am Mittwoch in seinem Wohnort Eppenschlag sorgte für Aufsehen in dem 1.000-Einwohner-Ort. Dort galt der ehemalige Oberst als hilfsbereit, aber eher zurückhaltend, heißt es. Der Bürgermeister sprach im BR-Interview von einem hochintelligenten Mann, der seine Intelligenz allerdings gegen den Rechtsstaat einsetze. Die Durchsuchung bei ihm zuhause war auch nicht die erste. Zweimal war auch vorher schon die Polizei vor Ort.

Razzia: Reichsbürger aus Franken
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