Der künftige US-Präsident Joe Biden besuchte 2015 privat mit seiner Familie die KZ-Gedenkstätte Dachau. Wie der "Spiegel" berichtet, habe Biden kritisiert, dass die Gedenkstätte umgestaltet worden sei, "um es für die Besucher weniger bedrückend zu machen".
Ehemaliges KZ-Gelände wurde erst 1965 Gedenkstätte
Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, reagierte nun auf den Bericht des Nachrichtenmagazins und den Vorwurf Bidens. Er befürchte, dass bei der Führung vor sechs Jahren der Hinweis untergegangen sei, dass es die Gedenkstätte mit Dokumentation als solche erst seit 1965 gebe.
KZ-Areal unterschiedlicher Nutzung angepasst
Freller erklärte, es sei unbestritten, dass auf dem Gelände nach 1945 vieles verändert worden sei. "Erst wurden dort die NS-Täter interniert, dann nutzte die bayerische Regierung einen Großteil des ehemaligen Häftlingslagers, um Vertriebene unterzubringen." Die Baracken seien umgebaut und später abgerissen worden. Zwei Baracken sind laut Freller in den 1960er Jahren nachgebaut worden, auch die Inneneinrichtung und die bis heute unlackierten Stockbetten, um eine Grundvorstellung zu ermöglichen. Originale Betten mit eingeritzten Namen habe es damals schon nicht mehr gegeben.
"Schrecken und Gewalt, Enge und Schmutz, Gerüche und Kälte museal darzustellen, ist medial bedingt und gegenständlich, zumal ohne historische Originalteile, kaum möglich." Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten
Gedenkstätten als Erinnerungs- und Lernorte
Bayern und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten täten alles, um Gedenkstätten als Zeugen für die Verbrechen des Nationalsozialismus, als Orte der Erinnerung an die Leiden der Opfer und als Lernorte für künftige Generationen zu erhalten und zu gestalten, versicherte Freller. Es gelte, das Wissen über das historische Geschehen im Bewusstsein der Menschen wachzuhalten.
Freistaat investiert Millionen, um der Opfer zu gedenken
Dem Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten zufolge wird Bayern in den kommenden Jahren eine dreistellige Millionensumme in die Erinnerungskultur investieren. "Und ich werde darauf achten, dass vor allem die Orte der Erinnerung an die Opfer besonders berücksichtigt werden", so Karl Freller.
Biden nach Dachau eingeladen
Freller lud den zukünftigen US-Präsidenten Joe Biden zudem schriftlich ein, die KZ-Gedenkstätte Dachau, die jährlich rund eine Million Besucher verzeichnet, erneut zu besichtigen: "Sie würden in jeder Hinsicht ein weltweit großes Ausrufezeichen setzen!" Biden habe sich, so Freller, bereits 2015 nach seinem Besuch mit "positiven Worten" ins Gästebuch eingetragen.
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