Bildrechte: dpa-Bildfunk/Zeitungsfoto.at

Felssturz in Vals

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Nach Geröllabgang in Vals: Felsstürze auch in Bayern?

Nach dem Felssturz in Vals in Tirol an Heiligabend sprechen die Österreicher vom "Weihnachtswunder in Vals", denn niemand dabei verletzt. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas auch wieder in Bayern passiert? Lisa Weiß hat recherchiert.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bis zu 50 Meter hoch hat sich das Geröll in Vals aufgetürmt, eine Straße ist auf einer Länge von rund 150 Metern ist von einem Felssturz verschüttet worden. Kurze Zeit vorher waren auf dieser Straße Familien zur Christmette unterwegs.

Mittlerweile können die Bewohner der Gemeinde über einen Notweg raus aus ihrem Bergtal - aber sie waren über die Weihnachtstage im Tal eingesperrt. 

Ähnliche Fälle in Bayern

In Immenstadt hat es 2006 einen großen Bergrutsch gegeben. Zum Glück ist nicht viel passier. 2010 kamen zwei Menschen bei einem Felssturz in Stein an der Traun ums Leben.

Regelmässige Kontrolle auf der Zugspitze

Monat für Monat steigen Michael Krautblatter, Professor für Hangbewegungen an der TU München oder seine Kollegen durch einen dunklen Stollen mitten in die Zugspitze. Ihr Ziel: ein Fels an der Nordwand, der das ganze Jahr über gefroren ist. Noch- denn wegen des Klimawandels schmilzt das Eis im Berg. Dadurch kann der Fels instabil werden. Und das kontrollieren Krautblatter und seine Kollegen regelmäßig. Bis jetzt ist noch alles im grünen Bereich. "Wir messen an der Zugspitze seit Jahren kleine Bewegungen, aber wir haben dort keinen großen Trend", so der Professor.

Gefahrenpotenzial: Der Hochvogel in den Allgäuer Alpen

Gefährdet ist aber ein anderer Berg in Bayern, obwohl es da keinen dauerhaft gefrorenen Bereich gibt: Der Hochvogel in den Allgäuer Alpen. Der Anstieg von der Tiroler Seite ist wegen Felssturzgefahr seit Jahren gesperrt, von der bayerischen Seite aus kann man aber noch rauf.

Direkt am Gipfel des Berges öffnet sich eine metertiefe Spalte. Sie wird langsam aber sicher immer größer - für Michael Krautblatter ein klarer Vorbote für eine Ablösung.

Flysch-Gestein im Oberallgäu

Im Oberallgäu gibt's allgemein viel sogenanntes Flysch-Gestein, das sehr rutschanfällig ist. Deshalb ist das Allgäu auch für den Geologen Günther Bunza eine Risikozone. Aber nicht die einzige in Bayern, sagt Bunza, der lange Zeit Risikoanalysen für das Landesamt für Umwelt gemacht hat. "Wir haben noch im Berchtesgadener Land das Haselgebirge, das ist auch eine ziemlich unangenehme Zone, die zu Massenbewegungen neigt."

Bereiche, in denen Felsstürze nicht unwahrscheinlich sind, sind nach Angaben des bayerische Landesamt für Umwelt außerdem die Ortschaften Graswang und Linderhof im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, der Schrofen und die Rachelwand im Landkreis Rosenheim und der Kienberg bei Innzell. Sie werden vom Landesamt regelmäßig kontrolliert.

Außerdem sammelt das Landesamt Informationen über Felsstürze und entwickelt für ganz Bayern Gefahrenhinweiskarten. Michael Krautblatter von der TU München reicht das alles aber nicht. Er fordert eine Weiterentwicklung der Frühwarnsysteme, weil "der Berg vorher Signale sendet" und wir seien noch nicht in der Lage, "die Sprache zu verstehen".

Klar ist auf jeden Fall schon jetzt: Frost, Temperaturwechsel oder starker Niederschlag lösen die Felsstürze dann meist aus. Oder Erdbeben - aber die gibt es in Bayern glücklicherweise nur selten.