Das Bild zeigt die Talstation der Rauschbergbahn im Sonnenlicht. Vor dem cremefarbenen Gebäude stehen zwei Holzbänke.
Bildrechte: BR/Christine Haberlander

Die Rauschbergbahn in Ruhpolding ist in die Jahre gekommen.

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Nach fast 70 Jahren: Rauschbergbahn fährt zum letzten Mal

Die Rauschbergbahn tritt am kommenden Sonntag ihre letzte Fahrt auf den Ruhpoldinger Hausberg an. Die Gemeinde will bis 2025 eine neue Bahn mit deutlich größerer Kapazität bauen lassen. Die Investoren für das Projekt stehen noch nicht fest.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Mit Tuba, Horn und Posaune geben Ruhpoldinger Bürger der alten Rauschbergbahn am Sonntag ihr letztes Geleit. Wenn sich die Bahn aus dem Jahr 1953 am Nachmittag auf ihre letzte Fahrt auf den beliebten Ausflugsberg macht, will die Kapelle "Rauschberger Musi" auf dem Gipfel musizieren.

Viermal mehr Fahrgäste erhofft

Der Betreiber, die Ruhpolding GmbH, lässt die Betriebsgenehmigung für die bisherige Bahn auslaufen. Schon im März 2017 hatte der Geschäftsführer Roland Schnaitmann seine Pläne für einen Neubau an gleicher Stelle vorgestellt. Statt 120 sollen dann bis zu 450 Fahrgäste pro Stunde transportiert werden. Die Berg- und Talstation will Schnaitmann abreißen und komplett neu bauen lassen, inklusive Restaurant mit Panoramaterrasse. Allerdings fand sich lange kein Investor für das 25 Millionen Euro schwere Projekt.

Vorvertrag mit regionalem Investor

Ende August verkündete Justus Pfeifer, der Bürgermeister von Ruhpolding, dann den Durchbruch: Zwei Investoren hätten Interesse an dem Projekt. Mit einem der beiden, der aus der Region käme, gäbe es auch einen Vorvertrag. "Die Hand ins Feuer legen kann ich für den Neubau nicht, so lange kein Notarvertrag unterschrieben ist, aber ich bin sehr optimistisch", sagte Pfeifer dem BR. "Sobald Bau- und Betriebsgenehmigung erteilt sind, kommt der Vertrag zustande". Mit der Erteilung rechnet Pfeifer in den kommenden Wochen. Dann sollen die Bauarbeiten im kommenden Jahr beginnen und 2025 abgeschlossen sein.

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Im Rathaus in Ruhpolding verspricht man sich von der größeren Bahn einen Impuls für den wichtigsten Wirtschaftszweig der Gemeinde. "Ruhpolding und die Region sind vom Tourismus abhängig. Mit dem Neubau erhalten wir die Infrastruktur aufrecht, die wir bereits haben, anstatt noch weitere Berge zu verbauen."

Doch nicht alle stimmen dieser Argumentation des Bürgermeisters Justus Pfeifer zu. Eine ältere Einheimische in der Hauptstraße von Ruhpolding fragt sich im Gespräch mit dem BR, "ob immer alles so groß werden muss und ob wirklich so viele Fahrgäste wie erwartet kommen". Ähnlich sieht es eine andere Passantin: "Der Tourismus in den Alpen ist sowieso schon viel zu üppig."

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Bürgermeister: Ökologisches Vorzeigeprojekt

Bürgermeister Justus Pfeifer sieht in dem Neubau hingegen ein "ökologisches Vorzeigeprojekt". Das alte Rauschberghaus werde abgerissen und die Fläche komplett renaturiert. "Wir geben der Natur mehr zurück, als wir verbauen." Auch Klagen von Naturschutzverbänden wie beim Neubau der Kampenwandbahn im Kreis Rosenheim gibt es in Ruhpolding noch nicht. Wehmütig könnte der musikalische Abschied der Ruhpoldinger Bürger von ihrer alten Rauschbergbahn am Sonntag trotzdem klingen.

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