Nach der endgültigen Absage für ein ICE-Werk im Raum Nürnberg bringt die FDP den Raum Coburg als möglichen Standort ins Spiel. Das geht aus einem offenen Brief der FDP Coburg-Stadt und dem Fahrgastverband Pro Bahn Coburg/Südthüringen an die DB Fernverkehr AG hervor.
Demnach sei bereits eine passende Fläche südlich von Coburg zwischen Creidlitz und Grub am Forst ausgemacht worden. Dabei handele es sich um ein aktuell vor allem landwirtschaftliche genutztes Gebiet. Die FDP sieht in dem Standort einen Vorteil, weil er "recht genau in der Mitte zwischen München und Berlin" und zudem an einer der modernsten Schnellfahrstrecken Europas liege. Um das Werk an dieser Stelle zu errichten, brauche es einen zweigleisigen Ausbau der angrenzenden Schienen.
Bahn: ICE-Werk weder bei Nürnberg noch bei Coburg
In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Bahn mitgeteilt, entgegen ursprünglicher Pläne doch kein ICE-Instandhaltungswerk im Raum Nürnberg zu bauen. Nach Angaben des Beauftragten der Deutschen Bahn in Bayern, Klaus-Dieter Josel, plane der Konzern nun nirgends in Bayern den Bau eines weiteren ICE-Werks – auch nicht in Coburg. Die Suche nach einem alternativen Standort werde in anderen Bundesländern stattfinden.
Die Bahn benötigt neue Instandhaltungswerke, um steigenden Fahrgastzahlen und dem geplanten Deutschlandtakt gerecht zu werden. Beim angestrebten Deutschlandtakt soll der Fahrplan so angepasst werden, dass jede Stunde beziehungsweise jede halbe Stunde ein Zug von Stadt zu Stadt fährt.
Offener Brief von FDP und Pro Bahn ändert nichts an den Plänen
Eine DB-Sprecherin bekräftigte im Gespräch mit BR24 am Dienstag, dass an der Entscheidung, in Bayern nicht länger nach einem geeigneten Standort zu suchen, auch der offene Brief aus Coburg nichts geändert habe. Jens-Uwe Peter, der stellvertretende Vorsitzende der FDP Coburg-Stadt, sagte BR24, man habe den Moment nach der Absage für ein Werk im Raum Nürnberg nutzen wollen, um einen Vorschlag in den Raum zu stellen und der Bahn einen möglichen Standort in Bayern aufzuzeigen.
In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Bahn bekannt gegeben, dass der Plan für ein ICE-Instandhaltungswerk in einem ehemaligen Munitionslager in Feucht bei Nürnberg fallen gelassen werde. Laut dem Beauftragten der Deutschen Bahn in Bayern, Klaus-Dieter Josel, gebe es auch andernorts im Freistaat keinen geeigneten Standort.
SPD: "Katastrophe für den Wirtschaftsstandort"
Zuvor hatten sich Naturschützer und Bürgerinitiativen immer wieder vehement gegen den Bau des geplanten ICE-Werks gestemmt. Im Falle eines möglichen Standorts in Feucht befürchteten die Projekt-Gegner "ein zweites Milliardengrab wie Stuttgart 21". Kritik an dem Aus des ICE-Werks bei Nürnberg gab es vor allem von Seiten der SPD. Der Landesvorsitzende Florian von Brunn sprach von einer "vertanen Chance". Nürnbergs SPD-Chef Nasser Ahmed sah gar "eine Katastrophe für den Wirtschaftsstandort Metropolregion Nürnberg". Das ICE-Werk wäre wichtig gewesen für die Verkehrswende und hätte 450 zukunftssichere Arbeitsplätze gebracht.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!